© Pandora Films/ Regie: Xiaolu Guo |
Xiaolu Guo zeigt uns ein China, wie wir es selten sehen. Ein
China, das den Einfluss der amerikanischen Kultur nicht nur begrüßt, sondern
herbeisehnt. Ein China, das mit tosendem Applaus den Einzug des Kapitalismus
feiert. Obwohl UFO IN HER EYES durch seine Übertreibungen und ironischen
Spitzen keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass es sich hier nicht um eine
wahrheitsgetreue Abbildung der Realität handelt, ist die kritische Stimme der
Autorin doch deutlich zu vernehmen. In ihren Bestrebungen, in die Zukunft
aufzubrechen, lassen die Menschen ihre Tradition und damit auch ihre Identität
zurück, was zwangsläufig in absurdem Chaos und gar Gewalt endet.
Auch ästhetisch vereint UFO IN HER EYES verschiedene
Elemente. Fantastische Bildwelten und die Übernahme der Perspektive der Tiere –
Schweine, Gänse und Fasane – haben hier ebenso Platz wie das Spiel mit Farbe und
Form. So sehen wir die Welt aus den Augen eines ermittelnden Polizisten in
nüchternem schwarz-weiß, während Kwok Yuns Erinnerung an den geheimnisvollen
Tag der UFO-Sichtung in bunten Farben erstrahlt. Xiaolu Guo inszeniert ihre
Geschichte gekonnt ambivalent zwischen Märchen und Satire und lässt den
Zuschauer bis zum Ende über die Art ihrer Erzählung im Unklaren.
Die absurden Ereignisse, die sich in Folge der Geldspende in
dem kleinen Ort abspielen, sorgen beim Zuschauer nicht nur für in Skepsis erhobene
Augenbrauen, sondern ebenso für amüsiertes Schmunzeln. Manche Details bleiben
jedoch fragwürdig. Allen voran die Tatsache, dass ausgerechnet Udo Kier mit
unüberhörbar deutschem Akzent die amerikanische Kultur verkörpert. Auch wirkt
die Darstellung der Modernisierung des Dorfes stellenweise zu plakativ und wenig
originell. Gerade das Aufkommen von Presserummel und Tourismus erinnert stark
an den ähnlich ausgerichteten Film Live aus Peepli – Irgendwo in Indien.
Vielleicht ist es diesem Mangel Originalität geschuldet, dass die Dramaturgie
die Geschichte nicht ganz zu tragen vermag. Zwar wird der Handlung durch eine
angedeutete Kapitelaufteilung Struktur verliehen, doch entsteht insgesamt zu
wenig Spannung und Emotion, um den Zuschauer anhaltend an die Figuren auf der
Leinwand zu binden.
Xiaolu Guo kritisiert den Kapitalismus ebenso wie den
Kommunismus, blinden Fortschrittsglauben ebenso wie den nostalgischen Blick
zurück, ohne eine realistische Alternative anzubieten. Doch es ist genau diese
Ambivalenz ihres Werks, die es letztendlich möglich macht, über die eigene
Verortung innerhalb dieser verrückten Welt – ob nun in China, Indien oder
Europa – nachzusinnen.
Pressespiegel bei film-zeit.de
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