© Universal Pictures/ Regie: Jon Hurwitz , Hayden Schlossberg |
Vieles an American Pie – Das Klassentreffen ist wie ein
echtes Wiedersehen mit Schulkameraden: Wir freuen uns selbst über die
unliebsamen Gesichter, erinnern uns an unterhaltsame und unangenehme
Situationen und irgendwie ist das Ganze letztendlich auch ein bisschen
peinlich. Ich habe American Pie – Wie ein heißer Apfelkuchen damals mit großer
Begeisterung im Kino und auf VHS (!) gesehen und mir irgendwann aus
nostalgischen Gründen gar die DVD zugelegt. Somit fühlte ich mich selbst ein
wenig wie auf einem Klassentreffen als ich nun – 9 Jahre nach dem letzten Teil
der Reihe – die bekannten Figuren wiedersehen konnte.
Wie schon in den
ersten drei Teilen steht die Clique von Jim (Jason Biggs), Kevin (Thomas Ian
Nicholas), Oz (Chris Klein), Finch (Eddie Kaye Thomas) und Stifler (Sean
William Scott) im Mittelpunkt. Inzwischen haben sich die ehemals besten Freunde
größtenteils aus den Augen verloren und nutzen das anstehende Klassentreffen,
um in ihrer Heimatstadt endlich einmal wieder gemeinsam die Sau rauszulassen.
Natürlich ist die Zeit an ihnen nicht spurlos vorbei gegangen. Statt des
Verlusts der Jungfräulichkeit stehen nun Ehekrisen, Berufsfindung und das
Unverständnis gegenüber der nachwachsenden Teenager-Generation im Vordergrund. Und
wie immer kommt es insbesondere durch Stifler zu zahlreichen Verwicklungen und
Katastrophen, die das Highschooltreffen vorübergehend gefährden.
Das Beste an American Pie – Das Klassentreffen ist, dass es
dem Team um die Regisseure Jon Hurwitz und Hayden Schlossberg gelungen ist,
quasi den kompletten Cast aus dem ersten Teil zusammenzuführen. Endlich gibt es
auch ein Wiedersehen mit liebgewonnen Randcharakteren wie dem Sherminator und
den namenlosen Jungs, die einst den Begriff „MIGF“ in den Wortschatz einer
ganzen Generation von Teenagern einführten. Die wahren Stars bleiben aber auch
diesmal Jims Dad (Eugene Levy) und Stiflers Mom
(Jennifer Coolidge), ebenfalls Figuren, die durch den Beginn der Reihe
eine Art Kultstatus erreicht haben.
Trotz der bekannten Gesichter kann der vierte Teil leider
nicht zum Witz des Originals aufschließen. Sicher zeichnete sich auch dieses
nicht durch anspruchsvollen Humor aus, doch scheint es, als wäre die
Schmerzgrenze in den letzten 13 Jahren noch ein wenig gesunken. Zuverlässig
taucht die Unterhaltung unter die Gürtellinie ab und will uns mit nackter Haut,
Körperausscheidungen und sexuellen Anspielungen zum Lachen bringen. Doch das
gelingt in den seltensten Fällen. Vielleicht ist American Pie – Das
Klassentreffen wirklich noch flacher als seine Vorgänger. Vielleicht bin ich
auch einfach nur älter geworden. Wo immer auch die Ursache dafür zu suchen ist,
fest steht, dass mir der aktuelle Film kaum mehr als ein Schmunzeln entlocken
konnte.
Das Konzept American Pie versucht mit der Zeit zu gehen. Durch
Anspielungen auf zeitgenössische Phänomene wie Facebook oder das – inzwischen
auch schon Jahre zurückliegende – Outing von Ricky Martin wird versucht, dem
neuesten Apfelkuchen-Produkt eine gewisse Modernität zu verleihen. So richtig
gelingt das aber nicht, wirken doch die genannten Elemente alle sehr gewollt
und dienen zu offensichtlich nur dazu, ein längst aus der Mode gekommenes
Produkt wieder an den Teenager zu bringen. Und da wären wir gleich beim
nächsten Problem des Films: Wer soll sich das eigentlich ansehen? Die Hauptcharaktere
sind alle in ihren 30ern und reden über die Schwierigkeit, das Sexleben auch
nach der Geburt des ersten Kindes noch spannend zu gestalten. Kann der
pubertäre Jugendliche von heute darüber lachen? Der 30 jährige Zuschauer
hingegen, der die Figuren noch aus seiner Jugend kennt, schlägt sich auf Grund
der platten Witze die Hand vor die Stirn und ist nichts als fassungslos in
Anbetracht der Tatsache, dass er über so etwas einst hat lachen müssen.
Trotz all dieser Kritik habe ich mich in den letzten zehn
Minuten des Films mit American Pie – Das Klassentreffen ausgesöhnt. Denn wie
gesagt, der Film ist wie ein echtes Wiedersehen mit alten Schulfreunden. Auch
wenn es vielleicht peinlich ist, dass mich dieses Konzept vor 13 Jahren noch zu
ausufernder Begeisterung verleitete, so konnte auch ich mich letztendlich - wie
die Figuren auf der Leinwand - ein wenig der Nostalgie hingeben. Nach einem
wenig unterhaltsamen und auch spannungsarmen Mittelteil findet American Pie –
Das Klassentreffen ein rundes Ende, bei dem es uns gar ein wenig warm ums Herz
wird. Dies trifft vermutlich allerdings nur für die Zuschauer zu, die die
American Pie Clique noch aus ihren Anfängen kennt. Und so gilt für diesen Film
dasselbe wie für jedes Klassentreffen: Als Außenstehender hat man hier einfach
nichts verloren!
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