© Concorde/ Regie: David & Stéphane Foenkinos |
Sie spielt Nathalie, die als junge Frau mit Francois (Pio
Marmai) einen fast perfekten Mann ehelicht. Märchenhaft wirkt diese Liebe, ein
wenig zu perfekt, um von Bestand zu sein. Und so überrascht es uns als
Zuschauer nicht wirklich, als die Verbindung der beiden durch einen Unfall
ein jähes Ende findet. In tiefer Trauer stürzt sich Nathalie in die Arbeit und
steigt beruflich auf. Doch glücklich ist sie nicht. Vielmehr scheint das wahre
Leben an ihr vorbeizugehen. Das ändert sich erst als sie aus einem unbewussten
Impuls heraus einen ihrer Kollegen küsst. Spontan, ohne Vorankündigung und für
Markus (Francois Damiens) ebenso überraschend wie für uns. Auch ihr berufliches
wie soziales Umfeld kann die wunderschöne Nathalie und den optisch nicht
besonders ansprechenden Markus nur schwerlich zusammenbringen. Nathalie selbst
weiß nicht wie ihr geschieht. Warum hat sie das getan? Fühlt sie sich wirklich
zu Markus hingezogen? Ist sie bereit für eine neue Liebe?
Basierend auf seinem gleichnamigen Roman erzählt David
Foenkinos hier gemeinsam mit seinem Bruder Stéphane die Geschichte einer ganz
besonderen Liebe. Mit dem Set-Design und den Kostümen haben sich die beiden
besonders große Mühe geben. Insbesondere die Büroräume, in denen ein großer
Teil der Handlung spielt, transportieren mit ihren Holztäfelungen und ihrem
etwas antiquierten Flair eine besondere Stimmung: warm und doch unpersönlich.
Hierin spiegelt sich auch die Verfassung der Hauptfigur wider, die auf der
einen Seite als sehr empfindsam, gleichzeitig aber als in sich gekehrt und
distanziert inszeniert wird.
Die Figur des Markus ist der Träger des humoristischen
Anteils des Konzepts. Er wirkt tölpelhaft und unbedarft, aber nicht peinlich oder verschroben. Stattdessen strahlt er von Beginn an eine Herzlichkeit aus, die
die meisten Menschen in seinem Umfeld nicht wahrzunehmen scheinen. Francois
Damiens gelingt es, diese vielschichtige Persönlichkeit glaubhaft darzustellen
und uns mit seiner Mimik und Gestik immer wieder zum Lachen zu bringen. Audrey
Tautou bleibt als Nathalie jedoch schwer zu greifen. Den Großteil des Films ist
sie auf Grund ihres Verlusts so verschlossen, dass es auch dem Zuschauer schwer
fällt, zu ihr eine Verbindung aufzubauen. So dauert es eine Weile, bis wir an
ihrer emotionalen Welt teilhaben können. Dabei ist es besonders interessant,
dass die märchenhafte Liebe zu Beginn des Films weniger zu berühren weiß, als
die zaghafte und verworrene Beziehung, die sich zwischen Nathalie und Markus
entwickelt.
Das Hauptproblem des Films ist die Dramaturgie. Lange Zeit
ist unklar, worauf die Geschichte hinausläuft und was ihr Thema ist. Das liegt
vor allem daran, dass Markus erst sehr spät in die Geschichte eingeführt wird.
Zwar gelingt hierdurch ein großer Überraschungseffekt, der jedoch auf Kosten des
Spannungsbogens geht. Mit der aufkeimenden Büro-Lovestory zieht das Tempo des Films
ein wenig an, verliert gegen Ende jedoch erneut an Zugkraft. Nichtsdestotrotz
finden die Foenkinos-Brüder einen sehr gelungenen Abschluss des Films, der die
verschiedenen Elemente des Films zu einem großen Ganzen zu verbinden weiß.
Ein weiterer Wermutstropfen ist schließlich auch die idealisierende
Inszenierung von Audrey Tautou. Der Film will uns weiß machen, dass die
Verbindung zwischen einer derart atemberaubenden Frau und einem hässlichen
Entlein wie Markus auf ihre Mitmenschen befremdlich und absurd wirken muss. Dabei
ist Tautou hier wie gewohnt weniger eine Diva als eine zarte Kindfrau, die
gehegt, gepflegt und beschützt werden muss. So richtig kann zumindest ich daher
den angeblichen Gegensatz zwischen den Figuren nicht nachvollziehen.
Nathalie küsst ist sicher ein Projekt, in dem viel Herzblut
und übrigens auch ein wirklich schöner Soundtrack steckt. Doch das Endprodukt
kann meiner Meinung nach dem Anspruch seiner Schöpfer nicht gerecht werden und
bleibt eine zwar charmante, letztendlich aber spannungsarme französische Tragikomödie mit einer Audrey Tautou, wie wir sie schon gefühlte hundertmal gesehen
haben.
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