© Ascot Elite/ Regie: Simon Curtis |
Mit dem Oscar hat es nicht geklappt, doch Michelle Williams
zeigt in My Week With Marilyn ohne Frage eine einnehmende Performance. Dabei
steht sie gar nicht im Mittelpunkt der Geschichte, die sich im Grunde um den
jungen Regieassistenten Colin Clark (Eddie Redmayne) dreht, der am Filmset von „Der
Prinz und die Tänzerin“ die Ikone Marilyn Monroe kennenlernt und trotz
Warnungen all seiner Kollegen, ihrem Charme verfällt. Marilyn selbst ist in
diesem Film nicht die überlegene Diva, sondern ein von Unsicherheit und
Einsamkeit geplagtes Mädchen, das in dem jungen Colin vorübergehend einen
tröstenden Begleiter findet.
Michelle Williams gelingt es, ein Kaleidoskop der Gefühle
auf die Leinwand zu bannen. Dabei ist es gar nicht so sehr die Vielzahl an
verschiedenen, manchmal gar widersprüchlichen Emotionen, sondern die Komplexität
der gezeigten Gefühlslagen, die begeistert. In ihrem Gesicht spiegelt sich
nicht nur der Spaß am Rampenlicht, sondern gleichzeitig auch Stress, Angst und
Einsamkeit. Michelle Williams spielt nicht einfach nur Marilyn Monroe. Sie
spielt Norma Jeane Mortenson wie sie Marilyn Monroe spielt. Wäre alles an My
Week With Marylin so überzeugend wie die Leistung von Michelle Williams, wäre
ein filmisches Meisterwerk geboren. Doch so ist es leider nicht.
Obwohl die Figur der Marilyn Monroe insgesamt gelungen in
Szene gesetzt wird – Musik, Close-Ups, Zeitlupen und Standbilder inszenieren
sie gekonnt als Ikone ihrer Zeit – verschenkt die Dramaturgie an zu vielen
Stellen die Chance, diesem Konzept ausreichend Spannung zu verleihen. So ist es
in meinen Augen ein großer Fehler, Marilyn gleich zu Beginn des Films zu
zeigen, statt den Zuschauer mit den Protagonisten ihrem Auftritt
entgegenfiebern zu lassen. Auch der Rest der Story ist spannungsarm und
erinnert in seiner Bandbreite eher an ein Fernsehspiel als an einen Kinofilm.
Colin Clark ist als Hauptfigur gut gewählt. Im Grunde
handelt es sich um eine Coming of Age Story, in der ein junger Mann sich selbst
auf beruflicher und privater Ebene findet. Durch seine Jugendlichkeit und die
damit verbundenen Sehnsüchte und Unsicherheiten, bildet er eine gute Identifikationsfläche
für den Zuschauer. Während Colins Geschichte den Zuschauer überzeugen kann, ist
Marilyn Monroes Biographie mit Melodramatik und Pathos überladen. Auf der einen
Seite wird sie trotz dargestellter Schwachstellen als geradezu gottgleiche
Ikone erschaffen. Gleichzeitig wird es beim Blick in ihre Kindheit schnell
melodramatisch. Wenn Regisseur Simon Curtis sie mit einem Puppenhaus spielen
lässt, um ihre Sehnsucht nach Familie und Heimat zu demonstrieren, schießt er
eindeutig über das Ziel hinaus.
Die Marilyn Monroe, die wir in diesem Film zu sehen
bekommen, überrascht uns durch ihre Verletzlichkeit. Insbesondere auf dem
Filmset wirkt ihre Darstellung irritierend. Ist sie wirklich so unsicher oder
spielt sie das kleine Mädchen, um Aufmerksamkeit und eine Sonderstellung zu
erreichen? Es ist nur Michelle Williams‘ verlässlicher Schauspielleistung zu
verdanken, dass es dem Film in diesen Sequenzen gelingt, Marilyn Monroe trotz
dieses ungewohnten Verhaltens Glaubwürdigkeit zu verleihen. Der Zuschauer wird
somit in dieselbe Position versetzt wie die Filmcrew auf der Leinwand. Sowohl on-screen
Regisseur Sir Laurence Olivier (Kenneth Branagh) als auch das Publikum im
Kinosaal sind zugleich genervt, verzaubert und irritiert durch das exzentrische
Verhalten der Filmdiva.
Aber nicht nur Michelle Williams, auch der restliche Cast
kann überzeugen. Insbesondere Judy Dench begeistert einmal mehr mit ihrem
Charisma. Emma Watson ist zwar im 50er Jahre Kostüm nett anzusehen, doch ihre
Rolle erlaubt es ihr nicht, sich vom Harry Potter Image zu befreien und als
ernstzunehmende Schauspielerin zu etablieren. Eddie Redmaynes überzeugende
Leistung droht neben der starken Präsenz der weiblichen Hauptfigur unterzugehen,
soll aber hier nicht unerwähnt bleiben.
My Week With Marilyn kann insgesamt leider nicht mit seiner
Hauptdarstellerin Schritt halten. So bleibt Michelle Williams in meinen Augen
leider auch der einzige Grund, sich diesen Film anzusehen.
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