Sophie's Berlinale wird wieder das sein, was es war: Ein Festival Blog, auf dem Kritiken zu Filmen der Berlinale zu lesen sind.
Aber das ist natürlich nicht das Ende meiner Tätigkeit als Kritikerin, sondern erst der Anfang. Denn nun habe ich mit www.filmosophie.com endlich einen Blog, bei dem der Name auch zum Inhalt passt. Hier findet Ihr ab jetzt alle Filmkritiken, die ich jenseits meines Berliner Festivallebens verfasse, sowie gelegentlich neue Trailer und Wissenswertes aus der Filmwelt. Gemeinsam mit weiteren Autoren werde ich außerdem neben "normalen" Kritiken auch ein paar Kolumnen zu filmverwandten Themen verfassen. Ein Blick auf meine neue Seite lohnt sich also!
Bis bald auf www.filmosophie.com !!
Montag, 25. Juni 2012
Mittwoch, 20. Juni 2012
Lady Vegas
© Wild Bunch/Regie: Stephen Frears |
Beth (Rebecca Hall) hat das Strippen satt und will stattdessen als Cocktail-Kellnerin in den Casinos von Las Vegas arbeiten. Doch dieser immense Karrieresprung gelingt ihr nicht. Stattdessen erlangt sie über Kontakte einen Job bei dem Berufsspieler Dink (Bruce Willis). Wie sich herausstellt, hat die naiv wirkende Beth durchaus eine Begabung für Zahlen und – im Gegensatz zu mir – auch ein Verständnis für das Sportwettenbusiness. Es könnte alles so schön sein, doch Dinks Frau Tulip (Catherine Zeta-Jones) hat natürlich etwas gegen die blutjunge Konkurrentin und zwingt ihren Ehemann, Beth zu entlassen. Die lässt sich aber nicht unterkriegen und will bei der Konkurrenz in New York durchstarten. Schade nur, dass das Glücksspiel in diesem Staat iilegal ist...
Es fällt schwer, einen kurzen Inhaltsabriss von Lady Vegas zu schreiben, denn die Storyline ist Drehbuchautor D.V. DeVincentis nicht sonderlich gut gelungen. Es fehlt der rote Faden, eine klare Agenda der Protagonistin abseits von „ich will mal etwas anderes machen als mich auszuziehen“. Erst in den letzten zwanzig Minuten kommt so etwas wie Spannung auf, aber auch an dieser Stelle krankt der Film daran, dass nicht jedermann das Wettgeschehen und somit die Brisanz der Situation durchblickt.
Ein Grund dafür, dass es Lady Vegas an keinem Punkt gelingt, sein Publikum mitzureißen, ist die Hauptfigur Beth, die einem vom ersten Moment an ziemlich auf die Nerven geht. Auch wenn die Geschichte im späteren Verlauf behauptet, Beth habe irgendetwas anderes als Hohlraum in ihrem hübschen Köpfchen, erscheint sie von Anfang bis Ende nicht nur naiv, sondern vor allem intellektuell reduziert. Wenn sie mit großen Augen Geldscheine zählt und dabei ausschaut wie ein Kleinkind im Spielzeugparadies, können wir es Tulip nicht verübeln, dass sie genervt mit den Augen rollt. Mir persönlich wäre es auch lieber gewesen, wenn Beths Dialoge etwas kürzer gewesen wären, denn die Quietschestimme, die Rebecca Hall hier an den Tag legt, macht den sowieso schon eher anstrengenden Film nicht angenehmer. Ohne Sympathie für die Hauptfigur aber, deren Schicksal die Handlung bestimmt, muss das Geschehen für den Zuschauer uninteressant bleiben.
Es gibt jedoch auch Highlights in Lady Vegas, namentlich Nebendarsteller Catherine Zeta-Jones und Vince Vaughn, der Dinks Konkurrenten Rosie mimt. Beide spielen zwar überzeichnete Charaktere, legen hierin aber so viel komödiantisches Talent an den Tag, dass die langweilige Story wenigstens durch ein paar Lacher aufgelockert wird. Ein persönliches Highlight war für mich das Wiedersehen mit Laura Prepon, die ich durch die Sitcom Die wilden 70er kennen und schätzen gelernt habe.
Da mir die Romanvorlage von der echten Beth Raymer unbekannt ist, kann ich nicht beurteilen, welchen Anteil Regisseur Stephen Frears und Drehbuchautor DeVincentis am Scheitern dieses Konzepts haben und wie viel auf das Buch selbst zurückzuführen ist. Interessieren würde mich allerdings, ob Beth auch im wahren Leben eine so nervtötende Person ist.
Insgesamt fällt mir kein guter Grund dafür ein, sich Lady Vegas im Kino anzusehen. Die Geschichte ist uninteressant erzählt, die Hauptfigur nicht sonderlich sympathisch. Abgesehen von verhaltenen Lachern über Catherin Zeta-Jones hat der Film keinen größeren Unterhaltungswert vorzuweisen. Wäre er nicht so prominent besetzt, wäre Lady Vegas in meinen Augen ein klarer „direct to DVD“-Kandidat.
KINOSTART: 19. Juli 2012
Dienstag, 19. Juni 2012
Bis zum Horizon, dann links!
© Neue Visionen/ Regie: Bernd Böhlich |
Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht. Bis zum Horizont,
dann links! will die Aufmerksamkeit des Kinopublikums auf eine wachsende, aber
medial unterrepräsentierte Bevölkerungsgruppe lenken: Senioren. Eine sensible
und dennoch komödiantische Herangehensweise an das Thema ist Regisseur Bernd
Böhlich gelungen. So ganz überzeugen vermag das Endprodukt aber leider doch
nicht.
Im Zentrum der Geschichte steht Annegret Simon (Angelica
Domröse), die von ihrem Sohn in das Altersheim „Abendstern“ abgeschoben wird,
als dieser mit seiner Familie in die USA auswandert. Für Annegret ist dies der
Anfang vom Ende - keine neue Phase ihres Lebens, sondern die letzte. Mit ihrer
Frustration ist sie nicht alleine. Auch Eckehardt Tiedgen (Otto Sander) hat es
leid, sich mit unliebsamen Zimmergenossen zu quälen, nach den Regeln der
Heimleitung zu leben und das Leben nur noch als Beobachter zu verfolgen. Bei
einem Rundflug über Brandenburg, den die Seniorengruppe gemeinsam unternimmt,
kapert Eckehardt daher das Flugzeug und zwingt die Piloten Richtung Mittelmeer
abzudrehen.
Es ist Bernd Böhlich hoch anzurechnen, dass er mit seinem
Film auch einem jungen Publikum nahebringen will, was das Leben im Altersheim
für die Bewohner bedeutet. Annegrets Schmerz über diese letzte Lebensstation,
die Einsamkeit der Bewohner, der Verlust der Würde und der Selbstbestimmung
werden dem Zuschauer eindrücklich vor Augen geführt. Leider ist Böhlich in
seiner Darstellung letztendlich doch zu vorsichtig. Die Seniorenresidenz
„Abendstern“ gehört immer noch zu den wohnlichen Ausnahmeeinrichtungen und
spiegelt mit Sicherheit nicht den Alltag der meisten Senioren wider. Zudem
wirken viele der Darsteller – insbesondere Hauptfigur Annegret – deutlich zu
jung für ein Leben im Heim.
Auch an anderen Stellen kann Bis zum Horizont, dann links! nicht
überzeugen. So scheint das Altenheim nur über eine einzige Schwester (Anna
Maria Mühe als Amelie) zu verfügen, was zwar unter Umständen das reale
Betreuungsverhältnis in Pflegeeinrichtungen widerspiegelt, im Rahmen des Films
aber dennoch unglaubwürdig wirkt. Auch die Darstellung der Flugzeugentführung
hätte noch einer Vertiefung der Absurdität bedurft. Dass ein bewaffneter
Rentner eine Propellermaschine kapert, ist an sich ein recht unwahrscheinlicher
Vorfall, dessen glaubwürdige Inszenierung dem Regisseur einiges abverlangt.
Böhlich scheitert leider kläglich an diesem Unternehmen. Einen weiteren
Wermutstropfen stellt die Liebesgeschichte zwischen Amelie und Co-Pilot
Mittwoch (Robert Stablober) dar, die nicht halb so viel Charme besitzt, wie die
vorsichtigen Annäherungen zwischen den Senioren.
Dass Bis zum Horizont, dann links! nicht überzeugen kann,
darf nicht den Darstellern angelastet werden, die – Robert Stadlober
ausgenommen – ihren Figuren gekonnt Leben einhauchen. Die junge Schauspielriege
muss sich vor den Altstars und ihrem Spiel verbeugen, denn während Domröse und
Sander durch ihr Talent beinahe die ihrem Leinwandalter unangemessene
Kostümierung ausgleichen, ergeht sich Robert Stadlober in gnadenlosem
Over-Acting.
Erwähnenswert ist zudem die wirklich schöne Filmmusik, die
das insgesamt ruhige Erzähltempo ausgleicht und den Zuschauer mitreißen kann,
auch wenn sie an einigen Stellen vielleicht einen Tick zu sentimental geraten
ist.
Am Ende stellt sich vor allem die Frage, warum Schauspieler
wie Herbert Köfer und Us Conradi, die sich in einem dem Film angemessenen Alter
befinden, in die Nebenrollen verdrängt werden, während die deutlich zu jung
besetzten Hauptdarsteller ihnen zu Unrecht die Show stehlen. Herbert Feuerstein
ist trotz seiner 75 Jahre auch für den ihm zugedachten Randpart eindeutig zu
agil.
Insgesamt ist Bis zum Horizont, dann links! nicht mutig
genug, sein Thema angemessen zu präsentieren. An dem Thema Alter wird nur
leicht gekratzt, doch statt wahrhaft gebrechlicher Protagonisten werden uns
adrett gekleidete Hauptfiguren präsentiert, denen wir nächtliches Bettnässen
auch mit viel Wohlwollen nicht abnehmen können. Somit beraubt sich der Film
selbst seiner Überzeugungskraft und reduziert das Thema Senioren einmal mehr zu
einem müden Lächeln.
Mittwoch, 13. Juni 2012
Rock of Ages
© Warner Brothers/ Regie: Adam Shankman |
Auf dem gleichnamigen Broadway-Musical basierend erzählt
Rock of Ages die Geschichte eines einschlägigen Etablissements, dem „Bourbon
Room“, dessen Existenz auf dem Spiel steht. 1987 sind es die Rocker, die für
den moralischen Verfall von Los Angeles verantwortlich gemacht werden. An vorderster
Front kämpft die Bürgermeistersfrau (Catherine Zeta-Jones) für die Schließung
des Rock-Clubs. Ladenbesitzer Dennis (Alec Baldwin) und seine rechte Hand Lonny
(Russel Brand) sehen ihre letzte Chance im Abschiedskonzert der sagenumworbenen
Band „Arsenal“, deren Leadsänger Stacee Jaxx (Tom Cruise) nun eine Solokarriere
starten will. Doch der listige und durchtriebene Manager Paul (Paul Giamatti)
macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Ach ja, und dann ist da noch diese
Lovestory von diesem jungen Mädchen vom Lande (Julianne Hough als Sherrie), die
im „Bourbon Room“ als Kellnerin anfängt und sich in ihren Kollegen (Diego
Boneta als Drew) verliebt.
Ja, die Handlung ist nicht das Aushängeschild von Rock of
Ages. Ein Musical schaut man sich ja aber auch nicht wegen der atemberaubenden
Handlungstwists an, sondern wegen der Musik! Und die konnte zumindest mich
durchgehend begeistern. Dass die großen Rockklassiker allesamt „eingepopt“ sind,
schmälert den Genuss ein wenig, doch wer sich schon bei den ersten Tönen von
„More Then Words“ zur Jugendliebe zurück träumt und zu den Akkorden von „We
built this city“ das Luftschlagzeug bespielt, dem wird Rock of Ages trotzdem
Spaß machen.
Knallharte Rockmusik und das Musical-Genre passen eben auch
einfach nicht besonders gut zusammen. Wo Catherine Zeta-Johnes das Bein in
erstaunliche Höhen schwingt, können keine plärrenden Gitarrensolos erklingen.
Dass Rock of Ages sich in dieser ungewöhnlichen Mischung selbst nicht ganz
ernst nimmt, zeigt vor allem die Liebesgeschichte zwischen Drew und Sherrie.
Die Locken des ersteren lassen sich am besten als Prinz-Eisenherz-Gedenkfrisur
bezeichnen und Sherries Outfit unterscheidet sich auch nicht wesentlich von dem
der jungen Britney Spears. Spätestens
wenn Drew von seinem Manager dazu gedrängt wird, Teil einer Boyband zu
werden, ist der kritische Blick auf austauschbare Popsternchen nicht mehr zu
übersehen.
Den beiden weitgehend charakterlosen und letztendlich auch
vollkommen uninteressanten, weil gesichtslosen, Teeny-Ikonen wird mit Alec
Baldwin, Russel Brand, Paul Giamatti, Mary J. Blige und Tom Cruise ein extrem
charismatischer Cast gegenüber gestellt. Trotz all meiner Vorbehalten gegen Tom
Cruise muss ich seine Darstellung des exzentrischen Rockstars in den höchsten
Tönen loben. Er ist Stacee Jaxx durch und durch. Allein seine Körperhaltung
drückt die Arroganz der Figur aus, lassen uns den Scientologen vergessen und
nur noch den Rockmusiker sehen. Aber vielleicht ist Cruise selbst von seiner
Figur gar nicht so weit entfernt. Immerhin wird von Stacee mehrfach behauptet,
er würde satanischen Kulten frönen. So viel Selbstironie hätte ich Herrn Cruise
wahrlich nicht zugetraut!
Die Selbstironie ist der kritische Punkt an Rock of Ages,
denn ohne sie kann diese seichte, von Stereotypen durchsetzte Story auf der
Leinwand nicht funktionieren. Leider ist die kritische Distanz des Films zu
sich selbst nicht immer gleichermaßen deutlich: Nicht immer ist klar, wo wir
ihn ernst nehmen und wo lieber belächeln sollen. Diese kurzen Momente der
Irritation reißen uns als Zuschauer vorübergehend aus dem Musik-Universum
heraus.
Rock of Ages hat keine große Geschichte zu erzählen, teilt
aber großzügig Seitenhiebe auf Möchtegern-Rocker und Pop-Sänger aus. Dazu gibt
es viel Musik, die wir alle irgendwoher kennen, mit der wir Erinnerungen
verbinden und die für gute Laune sorgt. Wem das für einen gelungenen Kinoabend
reicht, der wird definitiv gut unterhalten werden. Und die Moral von der
Geschicht’: Rockmusik stirbt niemals nicht!!
Schönstes Zitat:
Sherrie: „I’m a stripper!“
Drew: „I’m in a boy band...“
Dienstag, 5. Juni 2012
Cosmopolis
© Falcom Media/ Regie: David Cronenberg |
Ein Milliardär fährt in seiner Limousine durch New York,
trifft seine Frau, Geschäftspartner, Berater und beobachtet durch die Fenster
des Wagens die Realität, zu der er keine Verbindung mehr spürt. Nicht viel Stoff
für einen packenden Film. Und doch hat Cosmopolis von David Cronenberg dieses
gewisse Etwas, das uns den Film so schnell nicht aus dem Kopf gehen lässt.
Eric Packer (Robert Pattinson) ist mehr als reich. Gerade
denkt er darüber nach, in seinem New Yorker Appartment einen Schießstand zu
installieren und eine komplette Kapelle, die ihm auf Grund der dortigen Gemälde
gefällt, in seine Behausung umziehen zu lassen. Seine Ehe ist im Eimer, obwohl
die Hochzeit erst wenige Monate her ist. Doch das ist nicht das einzige, das
sein Leben überschattet. Trotz seines bislang untrüglichen Instinkts hat sich
der junge Geschäftsmann verspekuliert. Der Bankrott droht. Und als wäre das
noch nicht genug, ist ihm ein Attentäter auf den Fersen. Doch Eric lässt sich
nicht aus der Ruhe bringen und nimmt eine Tagesreise durch New York in Kauf, um
den Friseur seines Vertrauens aufzusuchen. Das ist Dekadenz.
Einige Kollegen sind der Meinung, Cronenbergs neues Werk sei
mit Dialogen überladen. In der Tat wird Cosmopolis von den Gesprächen der
Charaktere dominiert, die auf einem immensen intellektuellen Niveau stattfinden
und sich eines Duktus bedienen, der sich jenseits unserer Alltagssprache befindet.
Manchmal fühlte ich mich gar an eine dieser modernen Shakespeare-Verfilmungen
erinnert, in denen die Sprache nicht zu den Bildern passen möchte. Hat man sich
jedoch erst einmal von dem Anspruch gelöst, jede Zeile zu verstehen, verschwimmen
die Dialoge zu einem abstrakten Geräuschteppich, in dem nur einzelne Elemente
durch Wiederholung eine Bedeutung erfahren. David Cronenberg hat seinen Film
ganz bewusst um die Originaldialoge von Romanautor Don DeLillo konstruiert und
diese größtenteils wortwörtlich übernommen. Auch wenn die Wortlast hiermit kein
Versehen, sondern künstlerische Absicht darstellt, ging mir das
pseudointellektuelle Gelaber spätestens nach einer halben Stunde ziemlich auf
die Nerven. Nur wenn wir die Dialoge als Werkzeug der Abstraktion begreifen, so
glaube ich, ist hinter ihrer scheinbaren Sinnlosigkeit eine Funktion erkennbar.
Cosmopolis spielt in einem Mikrokosmos: Erics Limousine.
Eine Schallisolierung verhindert, dass die Geräusche der Außenwelt zur
Hauptfigur und uns durchdringen. Die Akustik ist gewöhnungsbedürftig,
verdeutlicht jedoch, wie stark der Protagonist von der Realität getrennt ist.
Seine Welt ist die Abstraktion: Die Zahlen rattern über die Bildschirme der
Limousine und werden trotz ihrer Omnipräsenz meistens ignoriert. Sie sind nicht
mehr länger Zeichen für etwas real Existierendes, sondern nur mehr leere
Symbole, Simulakren. Auch die gestelzte Sprache und die ausufernden Dialoge - bedeutungsschwanger,
doch ohne echten Inhalt - passen in dieses Konzept. Cosmopolis ist eine
Abstraktion, die ihren Ausgangspunkt vergessen hat.
Während sich über die filmische Qualität dieses Konzepts
streiten lässt, so wird doch eines offenbar: Robert Pattinson kann schauspielern.
Es hat mich in hohem Maße überrascht, in seinen regungslosen Gesichtszügen
nicht ein einziges Mal den melancholischen Vampir zu entdecken. Sicher kommt es
ihm entgegen, dass ihm seine Rolle größtenteils Gleichgültigkeit vorschreibt.
Doch auch in den Momenten, in denen sich Eric für einen kurzen Moment aus
seiner emotionalen Erstarrung löst, bleibt Pattinson gleichsam glaubwürdig.
Cosmopolis ist ein gelungener Spiegel unserer Zeit, in der
die Realität immer absurder zu werden scheint. Wie Eric beobachten auch wir die
Welt nur durch Fenster: die Bildschirme unserer TV-Geräte und Computer. Wie er
sehen wir dort politische Protestbewegungen und die fast schon religiöse
Erhebung berühmter Persönlichkeiten, ohne daran wirklich teilzunehmen. Der Tod
eines Superstars rührt uns zu Tränen, während unsere zwischenmenschlichen
Beziehungen durch Distanz gekennzeichnet sind. Obwohl Cosmopolis durch seine
gestelzten Dialoge und die Ästhetik vollkommen artifiziell wirkt, steckt darin
doch eine Menge Wahrhaftigkeit.
Auch wenn wir die bis zu 20 Minuten andauernden Dialogszenen
als Stilmittel begreifen, sind gewisse Längen in Cosmopolis nicht von der Hand
zu weisen. Es hätte an einigen Stellen einer Raffung bedurft,
um die Handlung insgesamt dynamischer zu gestalten. Einen Spannungsbogen sucht
man hier ebenso vergebens wie einen zur Identifikation einladenden Charakter.
Die Figuren sind zu undurchschaubar, um ihre Gefühlswelt zu ermessen oder gar
nachzuvollziehen.
Trotz allem bleibt Cosmopolis in meinen Augen ein
beachtlicher, wenn auch absonderlicher Film, den zu verstehen von vornherein
der falsche Ansatz ist. Cosmopolis will nicht dekodiert werden, denn es ist ja
gerade die Aussage dieses Werks, dass hinter all den Worten und Zeichen kein
tieferer Sinn mehr zu finden ist.
KINOSTART 05. Juli 2012
Pressespiegel bei film-zeit.de
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