© Cinemawalla Regie: Kaushik Ganguly , Rituparno Ghosh |
Der Film handelt von einem Filmemacher, der sich selbst als drittes Geschlecht bezeichnen würde und über die bereits erwähnte bengalische Bühnenlegende einen Film drehen will. Es mischen sich nun Szenen aus der Lebensgeschichte des Schauspielers mit den Geschehnissen während der Dreharbeiten und es entsteht eine Parallele zwischen den beiden Figuren. Der Ältere beschreibt sich selbst als Mensch im falschen Körper, der Regisseur bezeichnet sich als drittes Geschlecht. Die Veränderung der Geschlechtsparadigmen im Laufe der Generationen wird hier deutlich. Schauspieler wie auch Regisseur leiden aber beide, unabhängig von der Generation, unter der unerfüllten Liebe zu verheirateten Männern, die nicht mutig genug sind, sich endgültig für ihre „schwule“ Beziehung zu entscheiden. Beide kämpfen in ihrem eigenen epochalen Umfeld gegen unterschiedliche Widerstände und doch um dieselbe Sache: sie selbst sein zu dürfen.
Der männliche Hauptdarsteller des Films mimt dabei sowohl den Regisseur als auch die jüngere Version des bengalischen Theaterschauspielers, was die Parallele der beiden Figuren verstärkt und sie in eine Person zusammenfließen lässt. Am Ende wird die Unterscheidung dieser beiden Filmebenen auch durch die Veränderung der Lichtfarbe aufgehoben.
Was genau aber hat mich nun so fasziniert? Es ist natürlich auch das exotische der Geschichte. Ein Film über eine traurige Transe aus Deutschland hätte mich vermutlich weniger berührt. Aber es ist gerade das Setting in Indien und die damit verbundene Tradition, die das Thema Homosexualität bzw. Transsexualität gleichzeitig abnorm und natürlich verhandeln kann. Denn wie eine Frau im Publikum beim Nachgespräch sagte: Vielleicht sind wir in Deutschland Homosexualität gegenüber aufgeschlossener, aber wenn es um Transsexualität oder „das 3. Geschlecht“ geht, schauen wir nach Indonesien, Thailand oder eben Indien. Denn es ist dort, wo Männer in Frauenkleidern Teil einer Tradition darstellen und diese kulturelle Praxis nicht per se als Perversion betitelt wird. Wie der schon erwähnte wütende Inder wahrscheinlich zu Recht behauptete, stammen die konservativen Ansichten in Bezug auf Homosexualität von den Kolonialmächten, nicht aber aus der asiatischen Kultur selbst.
Mich hat die Geschichte so oder so berührt, egal, wer hier wem Steine in den Weg legt. Die Figuren der beiden Transsexuellen, wie ich sie der Einfachheit halber mal betiteln will, sind beide komplex gezeichnet und keine Märtyrerfiguren, die uns zu irrationalen Gefühlsausbrüchen geleiten sollen. Beide sind sie auf ihre Art und Weise arrogant, zickig, manchmal gar boshaft, aber dennoch liebenswert. Der Schmerz der Ablehnung, den beide erfahren, ist für den Zuschauer fühlbar. Und es ist dieser Schmerz der Ablehnung, den jeder unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung nachempfinden kann. Und deshalb funktioniert die Geschichte meiner Meinung nach auch trotz aller Exotik und typisch indischer melodramatischer Überzeichnung.
Ein sehr mutiger Film, der sich nicht verstellt, sondern originär indisch und originär „schwul“ ist und mich mit dieser außergewöhnlichen Kombi auf ganzer Linie überzeugt hat.
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