© Arsenal/ Regie: Jake Scott |
Besonders schade fand ich das Fehlen der Crew deshalb, weil ich gerne durch tosenden Applaus meine Bewunderung zum Ausdruck gebracht hätte. Es ist so schön, dass auch die US-Amerikaner in der Lage sind, anspruchsvolle Filme zu machen. Das hatte ich nach „Father of Invention“ ja gar nicht mehr für möglich gehalten. Und „Welcome to the Rileys“ ist nicht nur anspruchsvoll, sondern ergreifend. Zum ersten Mal dieses Jahr flossen mir die Tränen… in Bächen. Ich wollte mich in meiner Scham im Liegesitz verstecken, hatte aber natürlich das einzige schlecht geölte Exemplar erwischt, das bei meinen Versuchen, mich immer tiefer hineinzulehnen schrecklich zu quietschen anfing und mich komplett enttarnte.
Aber ich stehe dazu, dass mich diese Geschichte berührt hat. Es geht um ein Ehepaar, das vor vielen Jahren seine 15-jährige Tochter durch einen Autounfall verloren hat. Seitdem geht die Mutter nicht mehr aus dem Haus und der Vater hält sich eine Geliebte. Als diese jedoch an einem Herzinfarkt stirbt, fliegt bei Daddy endgültig die Sicherung raus und er fährt nach New Orleans, wo er sich einen Tochter-Ersatz in der Person einer 16-jährigen Stripperin sucht. Das wiederum gibt seiner Frau einen Anlass, endlich mal wieder das Haus zu verlassen und ihm nachzureisen. Kurz scheint es, als würden die drei gemeinsam eine kleine Familie gründen können, doch die Zerwürfnisse zwischen den Eheleuten sind zu groß, um auch noch das völlig verwahrloste Gör zu resozialisieren. Trotzdem findet der Film ein Ende, das zwar nicht unbedingt „happy“, aber doch optimistisch ist.
Mit einem Kloß im Hals und noch ganz benommen schlurfte ich aus dem Kino und fühlte mich selbst wie eine orientierungslose 16-jährige Stripperin auf der Suche nach einem asexuellen Sugar-Daddy. Dass der Film die Identifizierung mit einer solchen Figur so erleichtert, macht für mich seine Qualität aus. Großartig.
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