© Warner Brothers/ Regie: Tim Burton |
Für ihre achte Zusammenarbeit haben sich Regisseur Tim Burton
und Schauspieler Johnny Depp etwas Besonderes vorgenommen und die 70er Jahre
Kultserie DARK SHADOWS in einen Kinofilm verwandelt. Die Rolle des Vampirs
Barnabas scheint hierbei Johnny Depp auf den Leib geschrieben zu sein.
Nachdem er im 18. Jahrhundert von einer eifersüchtigen Hexe
in einen Vampir verwandelt und lebendig begraben wurde, befreit ihn in den
wilden 70ern endlich jemand aus seinem Gefängnis. Sofort kehrt Barnabas in das
Herrenhaus seiner Familie zurück, in dem jedoch auf Grund finanzieller Engpässe
vom einstigen Glanz kaum mehr etwas übrig geblieben ist. Auch der Collins-Clan ist zusammengesschrumpft. Im Haus leben die Matriarchin Elizabeth (Michelle Pfeiffer),
ihre pubertierende Tochter Carolyn (Chloe Grace Moretz), ihr Bruder Roger
(Jonny Lee Miller) und dessen Sohn David (Gully McGrath). Und dann gibt es noch
die nicht weniger prominent besetzten Angestellten Dr. Julia Hoffman (Helena
Bonham Carter) und Willie (Jackie Earle Haley). Das jüngste Mitglied der
Familie ist Victoria Winters (Bella Heathcote), eine Gouvernante, die
frappierende Ähnlichkeit zu Barnabas’ erster großer Liebe aufweist. Und so ist
es kein Wunder, dass sich der Vampir schnell heimisch fühlt und sich vornimmt,
das einstige Fischereiimperium der Familie wieder aufzubauen. Dabei kommt ihm
jedoch genau die Frau in die Quere, der er seine Vorliebe für Blut zu verdanken
hat: Angelique (Eva Green) ist inzwischen eine erfolgreiche Geschäftsfrau und
nicht weniger teuflisch als noch vor 200 Jahren.
Johnny Depp, der DARK SHADOWS auch produziert hat, konnte
einen wunderbaren Cast für seinen Film gewinnen, der durch Kurzauftritte von
Christopher Lee, Alice Cooper und einigen original Darstellern der 70er Jahre
Serie komplettiert wird. Auch Tim Burton war eigentlich eine gute Wahl, denn die
Arbeit mit der quietschbunten Ausstattung des Films und der grotesken
Atmosphäre ist für den Regisseur im Grunde ein Heimspiel. So gehören die
Kulisse und die Kostüme auch zu den Elementen, die durchgängig begeistern
können, was man leider nicht von allem in DARK SHADOWS behaupten kann.
Das Hauptproblem ist der starke Fokus auf die Figur des
Barnabas. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich stärker an der Originalserie
zu orientieren. Hier nämlich tauchte der Vampir erst nach einem Jahr überhaupt
in der Handlung auf. Während die Geschichte mit Victorias Ankunft in der
Familie beginnt und beim Zuschauer den Verdacht weckt, dass die junge Frau
irgendein dunkles Geheimnis hütet, verkommt die Gouvernante mit dem Auftritt
Johnny Depps zur Randfigur. Und das obwohl sich der Vampir umgehend in das
Mädchen verliebt! So wird der Handlungsstrang von Victorias Geschichte radikal
unterbrochen. Aber nicht nur das: Da sie vornehmlich durch Abwesenheit glänzt,
ist auch die Entwicklung der Liebesgeschichte zwischen Barnabas und Victoria
leider nicht besonders überzeugend.
Dass keine Romantik aufkommen mag, liegt auch an der
mangelhaften Konstruktion der Figur des Barnabas. Burton und Drehbuchautor Seth
Grahame-Smith schaffen es nicht, ihn zu einer sympathischen Figur zu machen,
mit der die Zuschauer mitfiebern. Seine Handlungen, insbesondere seine Morde,
sind nicht immer nachvollziehbar und es fehlt ihm der unschuldige Charme eines
Edward mit den Scherenhänden. Im Gegensatz zu dieser Figur ist Barnabas auch
stark sexualisiert: Trotz seiner angeblich tiefen Liebe zu Victoria erliegt er
immer wieder dem Charme anderer Frauen. Selbst die bösartige Angelique kann ihn
durch ihre weiblichen Reize aus dem Konzept bringen. All dies trägt dazu bei,
dass es uns im Grunde wenig interessiert, ob er sein Herzblatt erobern kann
oder nicht.
Die fehlende Sympathie für die Hauptfigur, die so übermäßig
stark im Zentrum dieses Films steht und bedauerlicher Weise die anderen
interessanten Charaktere stark verdrängt, lässt auch die Handlung zunehmend zäh
werden. So richtig mitfiebern können wir nicht. Auch das Ende enttäuscht, in
dem es mit einem „deus ex machina“- Effekt die Rettung in letzter Sekunde auf
höchst unbefriedigende Weise präsentiert. Spätestens hier entwickelt sich der Humor,
der anfänglich durch das Aufeinandertreffen des altertümlichen Vampirs mit der
modernen Welt entsteht, zu unfreiwilliger Komik.
DARK SHADOWS legt einen guten Start hin, indem ein
bekannter und farbenprächtig inszenierter Cast vorgestellt wird (allen voran
Helena Bonham Carter mit der - meiner
Meinung nach – schönsten Frisur ihrer Karriere). Die erste halbe Stunde ist
noch durch regelmäßige Lacher geprägt. Doch der Film schafft es weder, diesen
Humor über den gesamten Film zu transportieren, noch seine Zuschauer durch
Figuren und Handlung bei der Stange zu halten. Dieser sukzessive
Qualitätsverlust des Films erzeugt eine Menge Frust und lässt uns die Andeutung
einer Fortsetzung vor allem als Drohung empfinden. Sehr bedauerlich.
KINOSTART: 10. Mai 2012
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