© Universum/ Regie: Max Giwa & Dania Pasquini |
Charaktere sind out
Während wir in DIRTY DANCING die Hauptfigur Baby (Jennifer
Grey) von Beginn an in unser Herz
schließen und ihren Weg vom Mädchen zur Frau mitverfolgen, weiß STREET DANCE 2
nur bloße Typen zu präsentieren. Ash (Falk Hentschel) fehlt nicht nur das
Charisma eines Patrick Swayze, ihm wird leider im Laufe der Geschichte auch nur
im Ansatz so etwas wie eine Persönlichkeit zuerkannt. Sein pathetisches
Voice-Over soll uns zwar suggerieren, dass es sich hier nicht um eine tanzende
Barbie-Puppe handelt, doch gelingt es den Regisseuren Max Giwa und Dania
Pasquini leider nicht, ihn in einen Menschen aus Fleisch und Blut zu
verwandeln. Und so bleibt Ash und seine gesamte Geschichte für uns im Grunde
total uninteressant. Auch sein Love-Interest Eva (Sofia Boutella) ist
weitgehend charakterbefreit. Mit derart formelhaft konstruierten Figuren kann auch
die Liebesgeschichte zwischen den beiden an keiner Stelle wirklich romantisch
werden.
Storys sind out
DIRTY DANCING hatte eine Geschichte zu erzählen. Bis das
erste Mal getanzt wird, vergehen ein paar Minuten: Baby muss erst einmal eine
Wassermelone tragen und sich blamieren, bevor sie und die Zuschauer erstmals
die sexy Performance des Hotel-Personals bewundern dürfen. STREET DANCE 2 spart
sich diesen unnötigen Handlungsfüllstoff. Hier geht es um nichts anderes als
den Tanzwettbewerb, den Ash unbedingt gewinnen will. Er stellt eine Truppe
europäischer Tänzer zusammen, zu der irgendwann die Latin-Queen Eva dazu stößt,
trainiert eine Choreographie ein und tritt am Ende gegen seinen Erz-Rivalen an.
Dass das nicht ganz für einen Kinofilm ausreicht, war offensichtlich auch Giwa
und Pasquini klar. Wie aus dem Lehrbuch kommt es daher nach zwei Dritteln
Laufzeit zu einer Art Konflikt, der so offensichtlich konstruiert ist, dass er
statt Spannung nur Stirnrunzeln erzeugt. Noch nie war die Formulierung „die
Geschichte entwickelt sich nicht aus den Charakteren, sondern wird ihnen
übergestülpt“ so treffend. Genauso verhält es sich auch mit dem Schlüsselereignis
eine Viertelstunde später, das die so überraschend entzweiten Liebenden dann
rechtzeitig zum Finale wieder aneinander schweißt. Ich sehe vor meinem inneren
Auge wie die Filmemacher zusammen sitzen und überlegen, wie sie den von
vornherein vollkommen unsinnigen Konflikt nun bereinigen könnten und sich dann
für den Klassiker „Sympathieträger wird todkrank“ entscheiden. Das muss im Film
auch gar nicht weiter erklärt werden, denn wir haben ja im Hollywoodkino schon
gelernt, dass ein solches Ereignis die Menschen wie von Zauberhand wieder zueinander
führt. Deshalb spart sich STREET DANCE 2 an dieser Stelle auch unnötige Dialoge
und kommt direkt zum Punkt: Wir haben uns alle wieder lieb. Ach, ist das schön!
Der Gerechtigkeit halber muss ich aber noch hinzufügen, dass
ich mir im Grunde für STREET DANCE 2 noch weniger Handlung gewünscht hätte.
Denn wann immer die Schauspieler meinen, sie müssten doch jetzt mal wieder
reden statt tanzen, standen mir vor lauter Fremdschämen die Nackenhaare zu
Berge. Das liegt nicht nur am fehlenden Talent der Darsteller, sondern auch an
den unmöglichen Dialogen. Als Eva nach der ersten – und familienfreundlich
komplett ausgeblendeten – Liebesnacht ihrem Ash ins Ohr haucht „... dann werden
wir von jetzt an alles teilen“, hätte ich mich am liebsten in meine
Popcorn-Tüte übergeben.
Rotierende Körper in drei Dimensionen
Wie schon der erste Teil, wurde auch STREET DANCE 2 in 3D
gedreht. Seit PINA bin ich ja der Meinung, dass der Tanzfilm das einzige Genre
ist, in dem die 3D-Technik eine Daseinsberechtigung hat. Und so nutzt auch
STREET DANCE 2 gekonnt die neue Bildtiefe, um uns die Körperbewegungen greifbar
nah zu präsentieren. Giwa und Pasquini hegen ohne Frage eine große Leidenschaft
für die Performancekunst Tanz. Das ist ihrem Werk anzusehen. Die rhythmische
Bewegung dient nicht nur als Augenweide, sondern ersetzt an einigen Stellen die
Handlung. Dabei entstehen immens ästhetische Aufnahmen, die das Tänzerherz
höher schlagen lassen und hundertmal mehr Atmosphäre transportieren als die
haarsträubenden Dialoge. Auch die Mischung von HipHop und Lateinamerikanischen Tänzen funktioniert, wobei letzterem Element nach meinem Geschmack mehr Screentime geschenkt werden dürfte.
Akrobatik statt Groove
Wenn man STREET DANCE 2 als typischen Tanzfilm unserer Zeit
begreift und ihn mit DIRTY DANCING vergleicht, fällt auf, dass der Tanz nicht
nur Selbstzweck wird, sondern sich gar von sich selbst entfremdet. Umso
absurder ist es, dass STREET DANCE 2 in seinen pathetischen Momenten eine
Botschaft davon zu vermitteln sucht, dass es beim Tanzen eben nicht um Selbstdarstellung,
sondern die Liebe zur Bewegung an sich ginge. Doch wenn akrobatische
Breakdance-Einlagen die Choreographien dominieren und die zahlreichen Montagen
die dargestellten Bewegungen von der Musik abzulösen beginnen, wird der Tanz zu
reinem Posing reduziert. Nein, es geht nicht mehr länger um die ästhetische
Bewegung, die mit der Musik verschmilzt, sondern um eine Demonstration der
eigenen Fähigkeiten. Hier bin ich, das kann ich – geil, oder?!
Und da kommen wir zu einem weiteren fundamentalen
Unterschied: Nachahmbarkeit. Ich kann mich noch erinnern, dass die finale
Choreographie von DIRTY DANCING zu „Time of My Life“ in meiner Kindheit und
Jugend eine beliebte Bühneneinlage bei Schulfesten und ähnlichen Anlässen
darstellte. Auch wenn die Hebefigur für Otto-Normaltänzer ebenso schwierig ist
wie für Protagonistin Baby, so konnte sich doch jeder wie die übrigen Tänzer
auf der Leinwand rhythmisch und sexy zur Musik wiegen und seine kreisenden
Hüften herausfordernd am Tanzpartner reiben. Bei STREET DANCE 2 geht das nicht
mehr. Die Kluft zwischen Zuschauer und Leinwandstar ist größer geworden.
Niemand wird beim nächsten Schulfest die Schlusschoreographie von STREET DANCE
2 tanzen. Zumindest nicht, ohne sich alle Knochen zu brechen.
Früher war alles besser. Auch die Tanzfilme. Sie hatten noch
Handlung, liebenswerte Charaktere und motivierten zur Nachahmung. Heute müssen
wir uns glattpolierte und vollkommen austauschbare Tanztypen ansehen, die mit
ihren akrobatischen Einlagen darüber hinwegtäuschen wollen, dass sie selbst die
simpelsten Dialoge nicht überzeugend rüberbringen können. Und statt die
Play-Station-Generation endlich mal von der Couch aufzuscheuchen, fordern Filme
wie STREET DANCE 2 lediglich zum passiven Konsum auf. Sich selbst zu bewegen
ist eben so unendlich 80er...
KINOSTART: 7. Juni 2012
Pressespiegel auf kino-zeit.de
Und im Vergleich noch mal ein kleiner Blick auf Dirty Dancing
KINOSTART: 7. Juni 2012
Pressespiegel auf kino-zeit.de
Und im Vergleich noch mal ein kleiner Blick auf Dirty Dancing
Mit Allem Respekt
AntwortenLöschenDiesen beitrag hat sicher eine 50 jährige geschrieben wo keihne ahnung aller Tnaz-Genres auf der welt hatt
Für Interne Leute des Tanzen ist er FILM sehr Profitabel
für die restlichen 80% der menschen die keihne ahnug haben was für mühe die tämnzer geschweige jahre hatten um eigenen stil, rigrnrn Flow und eogenen grppve selbst beigebracht habe.
DIRTY DANCING ? eine schöner Roman ( Liebe, Romanzen, Tragödien)
ABER BITTE WAS HAT DAS MIT EINEN TANZFILM ZU TUHN ??!!!
Street Dance EIN TANZFILM WO ES UM TANZEN GEHT
Verzeiht meine Rechtschreibfehler, da ich mit GROSSEN Kopfschütteln diese Antwort schrieb.
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