Mittwoch, 23. Mai 2012

Street Dance 2 - Der Untergang des Tanzfilms


© Universum/ Regie: Max Giwa & Dania Pasquini
Der ultimative Tanzfilm ist für mich nach wie vor DIRTY DANCING. Kein Film konnte danach an dieses 80er Jahre Werk heranreichen. Und wenn ich mir die neue Generation von Tanzfilmen so ansehe, stelle ich fest, dass sich das Genre Tanzfilm selbst maßgeblich verändert hat. STREET DANCE 2 ist das perfekte Beispiel, anhand dessen sich dieser Niedergang beleuchten lässt.

Charaktere sind out
Während wir in DIRTY DANCING die Hauptfigur Baby (Jennifer Grey)  von Beginn an in unser Herz schließen und ihren Weg vom Mädchen zur Frau mitverfolgen, weiß STREET DANCE 2 nur bloße Typen zu präsentieren. Ash (Falk Hentschel) fehlt nicht nur das Charisma eines Patrick Swayze, ihm wird leider im Laufe der Geschichte auch nur im Ansatz so etwas wie eine Persönlichkeit zuerkannt. Sein pathetisches Voice-Over soll uns zwar suggerieren, dass es sich hier nicht um eine tanzende Barbie-Puppe handelt, doch gelingt es den Regisseuren Max Giwa und Dania Pasquini leider nicht, ihn in einen Menschen aus Fleisch und Blut zu verwandeln. Und so bleibt Ash und seine gesamte Geschichte für uns im Grunde total uninteressant. Auch sein Love-Interest Eva (Sofia Boutella) ist weitgehend charakterbefreit. Mit derart formelhaft konstruierten Figuren kann auch die Liebesgeschichte zwischen den beiden an keiner Stelle wirklich romantisch werden.

Storys sind out
DIRTY DANCING hatte eine Geschichte zu erzählen. Bis das erste Mal getanzt wird, vergehen ein paar Minuten: Baby muss erst einmal eine Wassermelone tragen und sich blamieren, bevor sie und die Zuschauer erstmals die sexy Performance des Hotel-Personals bewundern dürfen. STREET DANCE 2 spart sich diesen unnötigen Handlungsfüllstoff. Hier geht es um nichts anderes als den Tanzwettbewerb, den Ash unbedingt gewinnen will. Er stellt eine Truppe europäischer Tänzer zusammen, zu der irgendwann die Latin-Queen Eva dazu stößt, trainiert eine Choreographie ein und tritt am Ende gegen seinen Erz-Rivalen an. Dass das nicht ganz für einen Kinofilm ausreicht, war offensichtlich auch Giwa und Pasquini klar. Wie aus dem Lehrbuch kommt es daher nach zwei Dritteln Laufzeit zu einer Art Konflikt, der so offensichtlich konstruiert ist, dass er statt Spannung nur Stirnrunzeln erzeugt. Noch nie war die Formulierung „die Geschichte entwickelt sich nicht aus den Charakteren, sondern wird ihnen übergestülpt“ so treffend. Genauso verhält es sich auch mit dem Schlüsselereignis eine Viertelstunde später, das die so überraschend entzweiten Liebenden dann rechtzeitig zum Finale wieder aneinander schweißt. Ich sehe vor meinem inneren Auge wie die Filmemacher zusammen sitzen und überlegen, wie sie den von vornherein vollkommen unsinnigen Konflikt nun bereinigen könnten und sich dann für den Klassiker „Sympathieträger wird todkrank“ entscheiden. Das muss im Film auch gar nicht weiter erklärt werden, denn wir haben ja im Hollywoodkino schon gelernt, dass ein solches Ereignis die Menschen wie von Zauberhand wieder zueinander führt. Deshalb spart sich STREET DANCE 2 an dieser Stelle auch unnötige Dialoge und kommt direkt zum Punkt: Wir haben uns alle wieder lieb. Ach, ist das schön!
Der Gerechtigkeit halber muss ich aber noch hinzufügen, dass ich mir im Grunde für STREET DANCE 2 noch weniger Handlung gewünscht hätte. Denn wann immer die Schauspieler meinen, sie müssten doch jetzt mal wieder reden statt tanzen, standen mir vor lauter Fremdschämen die Nackenhaare zu Berge. Das liegt nicht nur am fehlenden Talent der Darsteller, sondern auch an den unmöglichen Dialogen. Als Eva nach der ersten – und familienfreundlich komplett ausgeblendeten – Liebesnacht ihrem Ash ins Ohr haucht „... dann werden wir von jetzt an alles teilen“, hätte ich mich am liebsten in meine Popcorn-Tüte übergeben.

Rotierende Körper in drei Dimensionen
Wie schon der erste Teil, wurde auch STREET DANCE 2 in 3D gedreht. Seit PINA bin ich ja der Meinung, dass der Tanzfilm das einzige Genre ist, in dem die 3D-Technik eine Daseinsberechtigung hat. Und so nutzt auch STREET DANCE 2 gekonnt die neue Bildtiefe, um uns die Körperbewegungen greifbar nah zu präsentieren. Giwa und Pasquini hegen ohne Frage eine große Leidenschaft für die Performancekunst Tanz. Das ist ihrem Werk anzusehen. Die rhythmische Bewegung dient nicht nur als Augenweide, sondern ersetzt an einigen Stellen die Handlung. Dabei entstehen immens ästhetische Aufnahmen, die das Tänzerherz höher schlagen lassen und hundertmal mehr Atmosphäre transportieren als die haarsträubenden Dialoge. Auch die Mischung von HipHop und Lateinamerikanischen Tänzen funktioniert, wobei letzterem Element nach meinem Geschmack mehr Screentime geschenkt werden dürfte.

Akrobatik statt Groove
Wenn man STREET DANCE 2 als typischen Tanzfilm unserer Zeit begreift und ihn mit DIRTY DANCING vergleicht, fällt auf, dass der Tanz nicht nur Selbstzweck wird, sondern sich gar von sich selbst entfremdet. Umso absurder ist es, dass STREET DANCE 2 in seinen pathetischen Momenten eine Botschaft davon zu vermitteln sucht, dass es beim Tanzen eben nicht um Selbstdarstellung, sondern die Liebe zur Bewegung an sich ginge. Doch wenn akrobatische Breakdance-Einlagen die Choreographien dominieren und die zahlreichen Montagen die dargestellten Bewegungen von der Musik abzulösen beginnen, wird der Tanz zu reinem Posing reduziert. Nein, es geht nicht mehr länger um die ästhetische Bewegung, die mit der Musik verschmilzt, sondern um eine Demonstration der eigenen Fähigkeiten. Hier bin ich, das kann ich – geil, oder?!
Und da kommen wir zu einem weiteren fundamentalen Unterschied: Nachahmbarkeit. Ich kann mich noch erinnern, dass die finale Choreographie von DIRTY DANCING zu „Time of My Life“ in meiner Kindheit und Jugend eine beliebte Bühneneinlage bei Schulfesten und ähnlichen Anlässen darstellte. Auch wenn die Hebefigur für Otto-Normaltänzer ebenso schwierig ist wie für Protagonistin Baby, so konnte sich doch jeder wie die übrigen Tänzer auf der Leinwand rhythmisch und sexy zur Musik wiegen und seine kreisenden Hüften herausfordernd am Tanzpartner reiben. Bei STREET DANCE 2 geht das nicht mehr. Die Kluft zwischen Zuschauer und Leinwandstar ist größer geworden. Niemand wird beim nächsten Schulfest die Schlusschoreographie von STREET DANCE 2 tanzen. Zumindest nicht, ohne sich alle Knochen zu brechen.

Früher war alles besser. Auch die Tanzfilme. Sie hatten noch Handlung, liebenswerte Charaktere und motivierten zur Nachahmung. Heute müssen wir uns glattpolierte und vollkommen austauschbare Tanztypen ansehen, die mit ihren akrobatischen Einlagen darüber hinwegtäuschen wollen, dass sie selbst die simpelsten Dialoge nicht überzeugend rüberbringen können. Und statt die Play-Station-Generation endlich mal von der Couch aufzuscheuchen, fordern Filme wie STREET DANCE 2 lediglich zum passiven Konsum auf. Sich selbst zu bewegen ist eben so unendlich 80er...

KINOSTART: 7. Juni 2012

Pressespiegel auf kino-zeit.de



Und im Vergleich noch mal ein kleiner Blick auf Dirty Dancing

2 Kommentare:

  1. Mit Allem Respekt

    Diesen beitrag hat sicher eine 50 jährige geschrieben wo keihne ahnung aller Tnaz-Genres auf der welt hatt

    Für Interne Leute des Tanzen ist er FILM sehr Profitabel

    für die restlichen 80% der menschen die keihne ahnug haben was für mühe die tämnzer geschweige jahre hatten um eigenen stil, rigrnrn Flow und eogenen grppve selbst beigebracht habe.


    DIRTY DANCING ? eine schöner Roman ( Liebe, Romanzen, Tragödien)
    ABER BITTE WAS HAT DAS MIT EINEN TANZFILM ZU TUHN ??!!!

    Street Dance EIN TANZFILM WO ES UM TANZEN GEHT

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  2. Verzeiht meine Rechtschreibfehler, da ich mit GROSSEN Kopfschütteln diese Antwort schrieb.

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