Montag, 26. März 2012

My Week With Marilyn


© Ascot Elite/ Regie: Simon Curtis
Mit dem Oscar hat es nicht geklappt, doch Michelle Williams zeigt in My Week With Marilyn ohne Frage eine einnehmende Performance. Dabei steht sie gar nicht im Mittelpunkt der Geschichte, die sich im Grunde um den jungen Regieassistenten Colin Clark (Eddie Redmayne) dreht, der am Filmset von „Der Prinz und die Tänzerin“ die Ikone Marilyn Monroe kennenlernt und trotz Warnungen all seiner Kollegen, ihrem Charme verfällt. Marilyn selbst ist in diesem Film nicht die überlegene Diva, sondern ein von Unsicherheit und Einsamkeit geplagtes Mädchen, das in dem jungen Colin vorübergehend einen tröstenden Begleiter findet. 

Michelle Williams gelingt es, ein Kaleidoskop der Gefühle auf die Leinwand zu bannen. Dabei ist es gar nicht so sehr die Vielzahl an verschiedenen, manchmal gar widersprüchlichen Emotionen, sondern die Komplexität der gezeigten Gefühlslagen, die begeistert. In ihrem Gesicht spiegelt sich nicht nur der Spaß am Rampenlicht, sondern gleichzeitig auch Stress, Angst und Einsamkeit. Michelle Williams spielt nicht einfach nur Marilyn Monroe. Sie spielt Norma Jeane Mortenson wie sie Marilyn Monroe spielt. Wäre alles an My Week With Marylin so überzeugend wie die Leistung von Michelle Williams, wäre ein filmisches Meisterwerk geboren. Doch so ist es leider nicht.

Obwohl die Figur der Marilyn Monroe insgesamt gelungen in Szene gesetzt wird – Musik, Close-Ups, Zeitlupen und Standbilder inszenieren sie gekonnt als Ikone ihrer Zeit – verschenkt die Dramaturgie an zu vielen Stellen die Chance, diesem Konzept ausreichend Spannung zu verleihen. So ist es in meinen Augen ein großer Fehler, Marilyn gleich zu Beginn des Films zu zeigen, statt den Zuschauer mit den Protagonisten ihrem Auftritt entgegenfiebern zu lassen. Auch der Rest der Story ist spannungsarm und erinnert in seiner Bandbreite eher an ein Fernsehspiel als an einen Kinofilm. 

Colin Clark ist als Hauptfigur gut gewählt. Im Grunde handelt es sich um eine Coming of Age Story, in der ein junger Mann sich selbst auf beruflicher und privater Ebene findet. Durch seine Jugendlichkeit und die damit verbundenen Sehnsüchte und Unsicherheiten, bildet er eine gute Identifikationsfläche für den Zuschauer. Während Colins Geschichte den Zuschauer überzeugen kann, ist Marilyn Monroes Biographie mit Melodramatik und Pathos überladen. Auf der einen Seite wird sie trotz dargestellter Schwachstellen als geradezu gottgleiche Ikone erschaffen. Gleichzeitig wird es beim Blick in ihre Kindheit schnell melodramatisch. Wenn Regisseur Simon Curtis sie mit einem Puppenhaus spielen lässt, um ihre Sehnsucht nach Familie und Heimat zu demonstrieren, schießt er eindeutig über das Ziel hinaus. 

Die Marilyn Monroe, die wir in diesem Film zu sehen bekommen, überrascht uns durch ihre Verletzlichkeit. Insbesondere auf dem Filmset wirkt ihre Darstellung irritierend. Ist sie wirklich so unsicher oder spielt sie das kleine Mädchen, um Aufmerksamkeit und eine Sonderstellung zu erreichen? Es ist nur Michelle Williams‘ verlässlicher Schauspielleistung zu verdanken, dass es dem Film in diesen Sequenzen gelingt, Marilyn Monroe trotz dieses ungewohnten Verhaltens Glaubwürdigkeit zu verleihen. Der Zuschauer wird somit in dieselbe Position versetzt wie die Filmcrew auf der Leinwand. Sowohl on-screen Regisseur Sir Laurence Olivier (Kenneth Branagh) als auch das Publikum im Kinosaal sind zugleich genervt, verzaubert und irritiert durch das exzentrische Verhalten der Filmdiva. 
 
Aber nicht nur Michelle Williams, auch der restliche Cast kann überzeugen. Insbesondere Judy Dench begeistert einmal mehr mit ihrem Charisma. Emma Watson ist zwar im 50er Jahre Kostüm nett anzusehen, doch ihre Rolle erlaubt es ihr nicht, sich vom Harry Potter Image zu befreien und als ernstzunehmende Schauspielerin zu etablieren. Eddie Redmaynes überzeugende Leistung droht neben der starken Präsenz der weiblichen Hauptfigur unterzugehen, soll aber hier nicht unerwähnt bleiben. 

My Week With Marilyn kann insgesamt leider nicht mit seiner Hauptdarstellerin Schritt halten. So bleibt Michelle Williams in meinen Augen leider auch der einzige Grund, sich diesen Film anzusehen. 



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