Montag, 16. April 2012

American Pie - Das Klassentreffen


© Universal Pictures/ Regie:
Jon Hurwitz
, Hayden Schlossberg
Vieles an American Pie – Das Klassentreffen ist wie ein echtes Wiedersehen mit Schulkameraden: Wir freuen uns selbst über die unliebsamen Gesichter, erinnern uns an unterhaltsame und unangenehme Situationen und irgendwie ist das Ganze letztendlich auch ein bisschen peinlich. Ich habe American Pie – Wie ein heißer Apfelkuchen damals mit großer Begeisterung im Kino und auf VHS (!) gesehen und mir irgendwann aus nostalgischen Gründen gar die DVD zugelegt. Somit fühlte ich mich selbst ein wenig wie auf einem Klassentreffen als ich nun – 9 Jahre nach dem letzten Teil der Reihe – die bekannten Figuren wiedersehen konnte.

Wie schon in den ersten drei Teilen steht die Clique von Jim (Jason Biggs), Kevin (Thomas Ian Nicholas), Oz (Chris Klein), Finch (Eddie Kaye Thomas) und Stifler (Sean William Scott) im Mittelpunkt. Inzwischen haben sich die ehemals besten Freunde größtenteils aus den Augen verloren und nutzen das anstehende Klassentreffen, um in ihrer Heimatstadt endlich einmal wieder gemeinsam die Sau rauszulassen. Natürlich ist die Zeit an ihnen nicht spurlos vorbei gegangen. Statt des Verlusts der Jungfräulichkeit stehen nun Ehekrisen, Berufsfindung und das Unverständnis gegenüber der nachwachsenden Teenager-Generation im Vordergrund. Und wie immer kommt es insbesondere durch Stifler zu zahlreichen Verwicklungen und Katastrophen, die das Highschooltreffen vorübergehend gefährden. 

Das Beste an American Pie – Das Klassentreffen ist, dass es dem Team um die Regisseure Jon Hurwitz und Hayden Schlossberg gelungen ist, quasi den kompletten Cast aus dem ersten Teil zusammenzuführen. Endlich gibt es auch ein Wiedersehen mit liebgewonnen Randcharakteren wie dem Sherminator und den namenlosen Jungs, die einst den Begriff „MIGF“ in den Wortschatz einer ganzen Generation von Teenagern einführten. Die wahren Stars bleiben aber auch diesmal Jims Dad (Eugene Levy) und Stiflers Mom  (Jennifer Coolidge), ebenfalls Figuren, die durch den Beginn der Reihe eine Art Kultstatus erreicht haben. 

Trotz der bekannten Gesichter kann der vierte Teil leider nicht zum Witz des Originals aufschließen. Sicher zeichnete sich auch dieses nicht durch anspruchsvollen Humor aus, doch scheint es, als wäre die Schmerzgrenze in den letzten 13 Jahren noch ein wenig gesunken. Zuverlässig taucht die Unterhaltung unter die Gürtellinie ab und will uns mit nackter Haut, Körperausscheidungen und sexuellen Anspielungen zum Lachen bringen. Doch das gelingt in den seltensten Fällen. Vielleicht ist American Pie – Das Klassentreffen wirklich noch flacher als seine Vorgänger. Vielleicht bin ich auch einfach nur älter geworden. Wo immer auch die Ursache dafür zu suchen ist, fest steht, dass mir der aktuelle Film kaum mehr als ein Schmunzeln entlocken konnte. 

Das Konzept American Pie versucht mit der Zeit zu gehen. Durch Anspielungen auf zeitgenössische Phänomene wie Facebook oder das – inzwischen auch schon Jahre zurückliegende – Outing von Ricky Martin wird versucht, dem neuesten Apfelkuchen-Produkt eine gewisse Modernität zu verleihen. So richtig gelingt das aber nicht, wirken doch die genannten Elemente alle sehr gewollt und dienen zu offensichtlich nur dazu, ein längst aus der Mode gekommenes Produkt wieder an den Teenager zu bringen. Und da wären wir gleich beim nächsten Problem des Films: Wer soll sich das eigentlich ansehen? Die Hauptcharaktere sind alle in ihren 30ern und reden über die Schwierigkeit, das Sexleben auch nach der Geburt des ersten Kindes noch spannend zu gestalten. Kann der pubertäre Jugendliche von heute darüber lachen? Der 30 jährige Zuschauer hingegen, der die Figuren noch aus seiner Jugend kennt, schlägt sich auf Grund der platten Witze die Hand vor die Stirn und ist nichts als fassungslos in Anbetracht der Tatsache, dass er über so etwas einst hat lachen müssen. 

Trotz all dieser Kritik habe ich mich in den letzten zehn Minuten des Films mit American Pie – Das Klassentreffen ausgesöhnt. Denn wie gesagt, der Film ist wie ein echtes Wiedersehen mit alten Schulfreunden. Auch wenn es vielleicht peinlich ist, dass mich dieses Konzept vor 13 Jahren noch zu ausufernder Begeisterung verleitete, so konnte auch ich mich letztendlich - wie die Figuren auf der Leinwand - ein wenig der Nostalgie hingeben. Nach einem wenig unterhaltsamen und auch spannungsarmen Mittelteil findet American Pie – Das Klassentreffen ein rundes Ende, bei dem es uns gar ein wenig warm ums Herz wird. Dies trifft vermutlich allerdings nur für die Zuschauer zu, die die American Pie Clique noch aus ihren Anfängen kennt. Und so gilt für diesen Film dasselbe wie für jedes Klassentreffen: Als Außenstehender hat man hier einfach nichts verloren! 



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