Montag, 15. Februar 2010

David Wants to Fly


© Neue Visionen/ Regie: David Sieveking

Dieser deutsche Dokumentarfilm konfrontiert mich mit Bildern junger Männer, die im Meditationssitz auf und nieder hüpfen. Was als „yogisches Fliegen“ bezeichnet wird, wirkt auf mich wie „Tod der Bandscheibe“ und ich kann mich vor Phantomschmerzen kaum im Kinosessel halten. Diese Art der Erleuchtung wird mir wohl leider verwehrt bleiben.

Vielleicht ist das aber auch ein Glück! Denn die TM – transzendentale Meditation – ist in meinen Augen eine sexistische Bewegung. Und wenn ich sowas schon mal sage.... Sonst hab ich es ja nicht so mit Frauenrechten. In diesem Falle ist es aber doch auffällig, dass die spirituellen Oberhäupter der Bewegung ausschließlich Männer sind. Frauen kommen maximal als Schoßhündchen und Lustobjekte vor – letzteres natürlich nur im Verborgenen. Denn weltliche Freuden stehen der Erleuchtung entgegen. Soll ja auch bloß keinen Spaß machen das Gehüpfe auf dem Steiß.

Die geistigen Führer in weißen Gewändern, die liebevoll „Könige“ genannt werden, assoziiere ich sofort mit aufgeschwemmten katholischen Priestern mit einer Vorliebe für knackige Ministranten. Bäh. Dass David Lynch überzeugter Anhänger dieses Kultes ist, macht das alles nicht besser, sondern nur noch schlimmer, denn nun muss ich bei jedem David Lynch Film daran denken, wie der Regisseur auf dem Teufelsberg in einer spirituellen Zeremonie den Grundstein für eine TM-Universität gelegt hat. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr, denn das Geld für das Grundstück wurde nie bezahlt und so bleibt dieser peinliche Akt vermutlich relativ folgenlos.

Sehr viel ärgerlicher an der ganzen Geschichte finde ich den Fakt, dass Unsummen von Geldern – es wird von mehreren Milliarden geredet (und sicher nicht Rupien) – in die Errichtung angeblicher Meditationszentren fließen, die die Unbesiegbarkeit einzelner Nationen erwirken sollen (durch Meditation natürlich!). Als ob auch nur ein einziges indisches Slumkind durch die stellvertretende transzendentale Meditation eines weißgewandeten Königs mittags satt werden würde. Was fürn Scheiß!

Mal abgesehen davon, dass mich das alles ein wenig umgetrieben hat und David Lynch in meinem Ansehen stark gesunken ist, fand ich diese Dokumentation aber auch nicht sonderlich erhellend, oder besser gesagt „erleuchtend“. Das hätte auch genauso gut eine Doku über Scientology oder christliche Fundamentalisten in den USA sein können. Ist alles irgendwie merkwürdig, schade ums Geld, aber so richtig schockiert hat es mich jetzt nicht. Ich finde es eher traurig, dass es von den ganzen, teilweise recht prominenten Anhängern der „TM“ niemandem auffällt, dass zwar immer von Frieden und Liebe gesprochen wird, aber kein soziales Engagement stattfindet. Das immerhin machen doch Scientology und christliche Fundamentalisten deutlich besser.

Letzten Endes hat mich auch der dokumentarische Anspruch des Films nicht überzeugt. Die Rahmenhandlung der Erleuchtungsgeschichte des Regisseurs besteht aus einer Beziehungskiste, die inszeniert wirkt und meiner Meinung nach nicht wirklich zum Gelingen des Films beiträgt. Im Gegenteil unterminiert die Lovestory die sonst sicher ernst gemeinte Dokumentation.
Kein Vergleich mit Gamma Bak! Aber durchaus unterhaltsam.

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Pressespiegel auf film-zeit.de

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