Montag, 15. Februar 2010

Greenberg

© Universal Pictures/ Regie: Noah Baumbach

Ben Stiller ist ein Gnom. Das ist nur halb so desillusionierend wie die Tatsache, dass Gael García Bernal ein Gnom ist. Und trotzdem hat es mich umgehauen.

Ebenfalls desillusionierend war die Tatsache, dass sie offensichtlich die wechselnden Moderatorinnen der Wettbewerbsfilme wegrationalisiert haben. Scheiß Wirtschaftskriese. Letztes Jahr kamen noch unterschiedliche Damen und Herren um die Filme anzumoderieren, dieses Jahr scheint es immer dieselbe unbegabte Frau zu sein – das Nummerngirl im Abendkleid. Auch diesmal ist ihre Performance mehr als nur peinlich. Immerhin schneidet sie diesmal niemandem das Wort ab. Sie verkneift sich auch das Uri Geller „the stage is yours“ und fordert die Damen und Herren des Filmteams einfach nur dazu auf, doch bitte gerne etwas zu sagen. Aber Ben Stiller hat nur zu sagen, dass es ja so eine Ehre und bla bla bla ist, hier zu sein. Und seine weibliche Kollegin behandelt das Mikro als wäre es aus glühendem Stahl – hektisch reicht sie es zum Regisseur weiter. Der äußert seine Verzweiflung darüber, dass die Filmkopie fehlerhaft gewesen sei und bezeichnet dies selbst als absoluten Albtraum eines Filmemachers. Der arme Mann! So geht auch diese Vorstellung ebenso peinlich zu Ende wie mein letzter Wettbewerbsfilm und Publikum und Crew sind erleichtert, als das Nummerngirl endlich zum finalen Applaus aufruft und alle in den Sonntagabend entlassen werden.

Was mir an dem Film gefallen hat, war der Mut zur realistischen Darstellung. Die Hauptdarstellerin durfte mit Hautunreinheiten und ein paar Pfündchen zu viel auftreten – beides war natürlich bis zur Premiere am heutigen Abend wieder komplett verschwunden. Fast hätte ich sie gar nicht als diejenige welche identifiziert! Schön war, dass die Peinlichkeit bestimmter Momente – das, was der Amerikaner „awkward“ nennt – schonungslos dargestellt wurden. Während uns alle Hollywoodfilme vorgaukeln, der erste Sex mit einem neuen Partner sei immer der absolute Knüller, zeigt uns Greenberg die buchstäblich nackte Wahrheit: nix Knüller, sondern einfach nur „awkward“.

Die schauspielerischen Leistungen sind in Ordnung, richtig umgehauen hat mich das alles aber nicht. Ben Stiller spielt dieselbe Rolle wie immer: den tapsigen Junggesellen, der sich beim Werben um eine Frau verdammt dämlich anstellt, sie am Ende aber trotzdem für sich gewinnen kann. Die weibliche Hauptdarstellerin ist auf der Bühne genauso unsicher und mäuschenhaft wie im Film und passt damit ausgesprochen gut zum Hauptdarsteller von „Howl“.

Bis zum Ende ist mir nicht ganz klar, um was es im Film eigentlich ging. Es gibt natürlich wieder keine Q&A, die das für mich klären könnte. „Hurt people hurt people“ scheint mir hier der zentrale Satz zu sein, den es zu interpretieren gilt. Leider erfahren wir von den Figuren im Film nichts über die Ursprünge ihrer Verletzungen, so dass wir uns mit ihnen nicht identifizieren können. Ben Stiller spielt keinen Menschen, mit dem wir uns vergleichen, aber immerhin einen Menschen, den wir alle kennen: jemanden, der so unsicher und mit sich im Unreinen ist, dass seine Gegenwart alleine schon Unruhe schafft!

Letztendlich hat mich der Film aber nicht berührt, sondern plätscherte an mir vorbei. Das immerhin hat er gut gemacht, denn obwohl es der bislang längste Film in meinem diesjährigen Berlinaleprogramm war, verging die Zeit wie im Flug. Am Ende des Festivals werde ich vergessen haben, worum es eigentlich ging und „Greenberg“ wird mir nur noch im Gedächtnis bleiben als „dieser Film, in dem Ben Stiller mal auf anspruchsvolles Kino macht“.

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