Samstag, 20. Februar 2010

Paha Perhe


© Sandrew Metronome/ Regie: Aleksi Salmenperä
Diese Veranstaltung ist der Tiefpunkt meines diesjährigen Berlinaleprogramms. Diesmal haben sie sogar an der Moderation gespart: es gibt nicht mal jemanden, der in schlechtem Englisch ankündigt, welchen Film aus welchem Land von welchem Regisseur wir jetzt sehen werden. Schwach. Wirklich sehr schwach.
Vielleicht hätte die thematische Einleitung oder die Anwesenheit des Filmteams kombiniert mit einer Q&A dazu geführt, dass mir der Film besser gefallen hätte. So bin ich mir sicher, dass ich in ein paar Wochen komplett vergessen haben werde, worum es eigentlich ging.

Die Geschichte dreht sich um einen Familienvater, der nach dem Tod seiner Exfrau deren gemeinsame Tochter in seinem Haushalt aufnimmt. Dort wohnt auch der gemeinsame Sohn, doch die beiden Geschwister haben sich seit ihrer frühen Kindheit nicht mehr gesehen. Da sie nun beide wild am pubertieren sind und die Hormone nur so sprühen, bleibt es nicht aus, dass sie inzestuöse Gefühle für einander entwickeln. Der Vater ist völlig überfordert und unternimmt alles, um dies zu verhindern. Seine Intervention setzt allerdings schon an einem Punkt ein, an dem das Verhältnis der Geschwister noch als harmlos einzustufen ist, und trägt somit durch seine Radikalität eher dazu bei, dass sich die Situation zuspitzt.

Das Thema Inzest wird dargestellt, ohne die moralische Keule zu schwingen. Selbige wird durch die Darstellung des Vaters eher ironisiert. Es geht meiner Meinung nach auch gar nicht unbedingt um Inzest, sondern um eine alltägliche Situation zwischen Eltern und heranwachsenden Kindern. Der Vater ist den Entwicklungen völlig hilflos ausgeliefert. Er kann sich nicht damit abfinden, dass sein Sohn ihn aus bestimmten Teilen seines Lebens ausklammert und seine Entscheidungen alleine trifft. Dazu kommt das völlige Unverständnis gegenüber einer jüngeren Generation, die kifft und sich tätowieren lässt und das für völlig normal hält. Der Abnabelungsprozess ist hier – wie so oft – für die Eltern schwieriger als für die Kinder.
Natürlich ist es fraglich, ob es moralisch vertretbar ist, das Ende offen zu lassen. Immerhin ist es möglich, dass die beiden Geschwister wirklich eine sexuelle Beziehung miteinander eingehen. Im Prinzip geht es aber meiner Meinung nach gar nicht um die Geschwister, sondern um den Vater. Ihm gilt auch die letzte Szene, in der er einem Autofahrer beim Reifenwechsel hilft, der eigentlich gar keine Hilfe braucht und von diesem unnötigen Beistand total genervt ist. Aber was soll der arme Mann tun, so allein, nachdem der Sohn mit seiner Schwester durchgebrannt ist?! Um wen soll er sich denn jetzt kümmern?

Mir bleibt am Ende vor allem unklar, wofür der Vater so bestraft wird. Er wird nicht nur von seinem Sohn, sondern auch von seiner neuen Lebensgefährtin verlassen und steht buchstäblich im letzten Bild ganz alleine da. Womit er das verdient hat, wird für meinen Geschmack durch die Geschichte nicht deutlich.

Meiner Mutter hat der Film gefallen. Vielleicht versteht sie die Message des Filmes besser als ich. Vielleicht fühlt sie sich auch alleine auf weiter Flur, wenn ich ausnahmsweise mal alles alleine auf die Reihe kriege. Aber zu ihrem Glück passiert das selten!

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