Freitag, 11. Februar 2011

Tomboy

© Alamode/ Regie: Céline Sciamma
„Als Tomboy (deutsch: der [weibliche] Wildfang, die wilde Hummel, die (selten: der) [weibliche] Range) werden Mädchen bezeichnet, die sich entsprechend der gängigen Geschlechterrollen von Jungen verhalten.“ (Wikipedia)

Hier wird für meinen Geschmack etwas zu kompliziert ausgedrückt, was der Film von Céline Sciamma weitaus verständlicher und deutlich unterhaltsamer darstellt: ein kleines Mädchen, das gerne ein Junge wäre. Laure wäre gerne Mikael und deshalb nutzt sie den familiären Umzug, um sich in der Nachbarschaft eine neue Identität aufzubauen. Die kleinen Hürden des Alltags meistert sie gekonnt: Beim Baden mit den anderen Kindern steckt sie sich eine Knetwurst in die selbst geschneiderte Badehose. Nur Laures Mutter ist von den Transgender-Allüren ihrer Tochter wenig begeistert und so muss Mikael die Männlichkeit an seinen neu geborenen Bruder abtreten und wieder zum Mädchen werden. 

Ja, die Geschichte des gesamten Films lässt sich in diese wenigen Worte packen. Dass es trotzdem nicht langweilig wird, liegt an den tollen Darstellern. Es ist mir unerklärlich wie Sciamma es schafft, derart überzeugende Darstellungen aus den kleinen Leuten heraus zu kitzeln, während ich mich in deutschen Kinderfilmen oft an Schultheater erinnert fühle. Ein kleiner Wermutstropfen an dieser Stelle ist, dass Mikaels kleine Schwester Jeanne ihm mit ihren komödiantischen Einlagen oftmals die Show stiehlt. 

Der Film plätschert leicht dahin, ohne Filmmusik und nur von authentischem Kinderlachen begleitet. Hier werden keine komplexen Probleme der Geschlechtsidentität gewälzt, keine Sozialstudie betrieben, um Ursachen für Laures Verhalten zu ergründen. Laut Sciamma lässt der Film bewusst offen, ob sich das Mädchen auch in und nach der Pubertät noch als Junge identifizieren wird, oder ob es sich um eine kindliche Spinnerei handelt. 

Eines habe ich dennoch gelernt: Um ein echter Junge zu sein, muss man ohne T-Shirt Fußball spielen und kräftig auf den Boden spucken können!




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen