Montag, 14. Februar 2011

Yelling to the Sky

© MPI Media Group/ Regie: Victoria Mahoney
Bevor der Film losgeht tausche ich mich mit meiner Begleitung über die Filme aus, die wir im letzten halben Jahr gesehen haben. Dabei stellen wir fest, dass man trotz ähnlichen Filmgeschmacks doch sehr unterschiedliche Meinungen zu einem konkreten Film entwickeln kann. Bei „Yelling to the Sky“ sind wir uns dann aber einig.

Der Film handelt von einem weiblichen Jugendlichen ohne Perspektive in den USA. Sweetness fühlt sich von der Welt verachtet: Ihre Erzfeinding Latoya hetzt einen Schlägertrupp auf sie, ihr Alkoholiker-Vater ist nicht minder gewalttätig, ihre ältere Schwester lässt sie im Stich, um mit einem Typen durchzubrennen und ihre Mutter ist zu depressiv, um auch nur zu registrieren, dass Sweetness das Haus betritt. Deshalb entscheidet das bis hierhin recht brave Mädchen, eine neue Identität anzunehmen. Sie fängt an, mit Drogen zu dealen, baut sich eine Clique auf und schlägt eigenhändig die arrogante Latoya zusammen. Sie kifft, kokst, säuft, macht mit Jungs rum und fährt das Auto ihrer Schwester zu Schrott, die inzwischen samt Nachwuchs wieder in das Elternhaus zurückgekehrt ist. Doch bei all dem scheint Sweetness immer bewusst zu sein, dass sie nur diese schreckliche Leere in sich zu kompensieren sucht. Und so wendet sie sich am Ende ebenso rasch und radikal wieder zum Guten, wie sie sich zuvor für die wilde Seite entschieden hatte.

Und genau da liegt auch das Problem des Films. So einfach ist es im Leben nun mal nicht. Man entscheidet als gedemütigter Teenager nicht von einem Tag auf den anderen, dass man jetzt „cool“ ist und selbst austeilt statt einzustecken. Und genauso wenig entscheidet man, dass man plötzlich nicht mehr saufen, sondern doch lieber aufs College gehen will. Das Ende des Films macht es sich zu einfach und wirkt daher nicht überzeugend. Es ist, als hätte der Drehbuchautor gedacht: „Oh, ich hab nur noch 3 Seiten übrig… Na, dann wird halt jetzt alles wieder gut.“ Die Mutter ist plötzlich wieder klar im Kopf, der Vater hört auf zu trinken und entwickelt fürsorgliche Züge… das ist nicht mehr nur unglaubwürdig, sondern ärgerlich. Für mich zumindest. In der Realität merken schlechte Väter nicht plötzlich, was sie für Arschlöcher gewesen sind und fangen an, sich liebevoll ihrem heranwachsenden Nachwuchs zu widmen. 

Schade, dass das Potenzial des Films, das insbesondere durch die gute schauspielerische Leistung gegeben ist, so suboptimal genutzt wird. Aber mein Fazit ist dennoch: Wenn man sich für diese Art Film interessiert, kann ich eigentlich nur raten, sich lieber mal die DVD von „Precious“ aus der Videothek auszuleihen.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen