Mittwoch, 13. Februar 2013

An Episode in the Life of an Iron Picker

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© Berlinale

Wo ist die Grenze zwischen einem Dokumentar- und einem Spielfilm? An Episode in the Life of an Iron Picker lässt mich darüber wieder einmal genauer nachdenken. In den ersten Filmminuten machte der Film von Danis Tanovic bereits einen sehr dokumentarischen Eindruck auf mich. Doch ich führte das vor allem auf die realistischen Farben und die Kameraführung zurück. Später dann begeisterte mich die Natürlichkeit der Darsteller, vor allem der Umgang der Eltern mit den Kindern und ich fragte mich, ob es sich hier wohl um eine echte Familie handelte, die kollektiv gecastet wurde. Damit kam ich der Wahrheit schon ziemlich nahe. 

An Episode in the Life of an Iron Picker basiert auf einer wahren Begebenheit. Die Menschen, die wir auf der Leinwand erleben, haben diese Geschichte selbst erlebt. Senada, Nazif und ihre Kinder spielen sich selbst. Die Roma-Familie durchlebt erneut, wie Senada auf Grund einer Fehlgeburt eine lebenswichtige Operation benötigt, deren Kosten jedoch vollkommen den Finanzrahmen des Ehepaars sprengen. Nazif sammelt und verkauft Autoteile und Metallschrott. Damit verdient er so wenig, dass er zeitweise nicht einmal die Stromrechnung bezahlen kann, so dass die Familie im Dunkeln sitzt. Verzweifelt versucht Nazif den Ärzten diese prekäre Situation zu erklären, doch die zeigen keinerlei Verständnis. Ohne Krankversicherung oder eigenes Budget kann die Operation nicht durchgeführt werden. Wenn Nazif keine Lösung findet, wird Sedana sterben.

Als Danis Tanociv auf diese Geschichte aufmerksam wurde, wollte er sofort einen Film darüber drehen. Dass sich Senada und Nazif bereit erklärten, ihre Rollen selbst zu spielen, war ein großes Glück, denn hierdurch erhält der Film eine unvergleichliche Authentizität, die auch den Reiz des Ganzen ausmacht. Denn so dramatisch die Geschichte auch ist, das Erzähltempo bietet wenig Dynamik. Danis Tanovic macht eben kein Unterhaltungs-, sondern Aufklärungskino. Ob das noch Spielfilm oder schon Dokumentation ist, wage ich nicht zu beurteilen.

Ich glaube, es zeichnet den Berlinale-Wettbewerb im Allgemeinen aus, dass die präsentierten Filme eher deprimieren als unterhalten. Auch wenn An Episode in the Life of an Iron Picker ein recht versöhnliches Ende findet, entlässt er seinen Zuschauer nicht unbedingt in guter Stimmung. Das soll keine Wertung, sondern lediglich eine Feststellung sein. Danis Tanovic möchte uns etwas über die Diskriminierung von Roma-Familien in Bosnien erzählen und genau das tut er. Nicht mehr und nicht weniger. 



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