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Homosexualität und Kirche – das ist ein schwieriges Thema. Auch ich bin in meinem eigenen kirchlichen Umfeld diesbezüglich schon auf verschiedene Meinung und sehr wohl an meine Grenzen gestoßen. Ich selbst gehöre nicht zu den Christen, die meinen, Homosexualität sei eine Krankheit, die durch den
heiligen Geist geheilt werden könne. Für mich widersprechen sich Christentum und Homosexualität keinesfalls. Aber es geht in W imie..., bzw. In the
Name of auch nicht nur um die Liebe zwischen Männern, sondern auch um die
umstrittene Beziehung eines Erwachsenen mit einem Schutzbefohlenen.
Der Priester Adam (Andrzej Chyra) wird in die polnische Provinz
versetzt, wo er nicht nur den katholischen Gottesdienst gestaltet, sondern auch
ein Projekt für straffällig gewordene Jugendliche betreut. Adam ist gut in dem
was er macht: Es gelingt ihm, zu den harten Jungs einen Zugang zu finden, indem
er sich beim Fußballspiel und Feierabendbier mit ihnen auf eine Ebene begibt. Doch
Adam ist einsam. Er sehnt sich nach körperlicher Nähe, die ihm auf Grund des
Zölibats untersagt ist. Auf das offensichtliche Angebot der schönen Ewa (Maja
Ostaszewska) geht er dennoch nicht ein. „Ich bin schon vergeben“, sagt er ihr. Damit
meint er nicht nur seine Verpflichtung gegenüber Gott. Es ist der stille
Bauersjunge Humpty (Mateusz Kosciukiewicz), zudem sich Adam
seit Längerem hingezogen fühlt und der die Zuneigung des Priesters durchaus
erwidert. Kann Adam der Versuchung wiederstehen?
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Regisseuring Malgoska Szumowska erzählt ihre
Geschichte in wundervollen Bildern von großer Symbolkraft. So erinnert das Bild
der gemeinsamen Malzeiten des Priesters mit den Jugendlichen an das letzte
Abendmahl, wobei der Lehrer Michael (Lukasz Simlat) sowohl die Rolle seines
engsten Vertrauten (Simon Petrus) als auch die des Verräters (Judas) einnimmt. Es
gibt jedoch auch weltliche Bildinszenierungen mit einer nicht minder
einnehmenden Wirkung, in der die an den amerikanischen Westen erinnernde Natur
eine dominante Rolle spielt. Die Aufnahme Adams in seinem blau bezogenen und
zerwühlten Bett ließ mich zudem an den Film Shame denken, zu dem ja durchaus
eine thematische Verbindung besteht.
Das irritierende an der berührenden
Liebesgeschichte zwischen Adam und Lukas ist, dass sie zu keinem Zeitpunkt
übergriffig wirkt. Obwohl Lukas im selben Alter ist wie die Jungen, die Adam in
seinem Projekt betreut, begegnen sich die Männer auf einer gleichberechtigen
Ebene. Es geht Malgoska Szumowska meines Erachtens nicht um das Thema
Pädophilie, sondern um das Spannungsfeld Homosexualität und Kirche, auch wenn
sich hier natürlich die Frage stellt, warum sie Humpty nicht einer anderen
Altersklasse zuordnet. Adam selbst spricht es an einer Stelle auch explizit aus,
als er – dem Alkohol verfallen – ausgerechnet seiner Schwester eine Beichte
ablegt: „Ich bin kein Pädophiler. Ich bin homosexuell.“
Auch wenn die letzten zwanzig Minuten zu
melancholisch geraten sind und die bis dato lineare Erzählung ein wenig zu
straucheln beginnt, kann In the Name of durchgehend fesseln. Malgoska Szumowska
gelingt es, die komplexen Emotionen ihrer Hauptfigur zu vermitteln. Der
Zuschauer kann mitfühlen. Und sie findet für Adams Dilemma eine Lösung, die mir
persönlich besonders gut gefallen hat. Was soll ich sagen: In the Name of hat
mich berührt und filmisch ebenso wie inhaltlich überzeugt. Wenn die
Berlinale so weitergeht, wird das ein tolles Festival.
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