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Schon bei der letzten Berlinale hat mich Steven Soderbergh
begeistert. Nicht weil Haywire so eine immense filmische Offenbarung gewesen
wäre, sondern weil sowohl der Film als auch der Regisseur so angenehm
unproblematisch daherkamen. Versteht mich nicht falsch: Ich schätze es, wenn
Filme auf gesellschaftliche Missstände hinweisen, aber manchmal wollen wir doch
auch einfach nur unterhalten werden, oder nicht?!
Side Effects ist einer dieser Filme, der von seinen
unvorhergesehenen Wendungen lebt und zu dem man daher lieber nicht zu viel
schreibt. Vielleicht sage ich nur so viel: Der Titel ist ein wenig irreführend,
denn er bezieht sich lediglich auf das erste Drittel der Geschichte. In diesem
Teil des Films kämpft Roony Mara als Emily Taylor gegen starke Depressionen, die
vor allem die Beziehung zu ihrem Ehemann (Channing Tatum) beeinträchtigen.
Dabei hat dieser gerade erst seine Haftstrafe wegen Insiderhandels abgesessen.
Damit sie gemeinsam in ein neues Leben starten können, lässt sich Emily von
ihrem Psychiater (Jude Law) Antidepressiva verschreiben. Doch die Drogen haben
unvorhergesehene Nebenwirkungen: Emily verliert vollkommen die Kontrolle und
begeht eine schreckliche Tat. Wer trägt dafür die Schuld? Der Arzt, die
Pharmaindustrie, oder steckt etwas ganz anderes dahinter?
Drehbuchautor Scott Z. Burns und Regisseur Steven Soderbergh
lenken den Verdacht geschickt von einer Person zur nächsten, so dass der
Zuschauer nie weiß, wem in diesem Komplott eigentlich noch zu trauen ist. Wer der Täter und wer das Opfer ist ändert sich mit jedem der zahlreichen
Plottwists. So bleibt die Geschichte bis zur letzten Minute spannend. Steven
Soderbergh hat keinen Film über die bösen Pharmakonzerne oder über die
Volkskrankheit Depression gedreht. Er hat einen Unterhaltungsfilm gemacht, denn
– so seine Aussage bei der Pressekonferenz – am Ende seiner Karriere möchte er
nur noch Filme machen, die ihm und seinem Publikum Spaß machen. Und ich finde das
vollkommen legitim. Es muss nicht jeder Film zu Grundsatzdiskussionen führen
und Weltveränderer auf den Plan rufen.
Immerhin machen uns die Macher von Side Effects durchaus auf
ein Problem unserer Zeit aufmerksam. In unserem Kampf gegen das
Unglücklichsein, das im Grunde doch zum Leben dazu gehört, neigen wir dazu
„Abkürzungen“ zu nehmen, wie es Jude Law formulierte. Hierzulande wird nicht
öffentlich für Antidepressiva geworben. In den USA jedoch ist das anders. Den
Leuten wird eine geradezu magische Heilung versprochen, so dass sie über
eventuelle Nebenwirkungen in ihrer Verzweiflung gerne hinwegsehen. Gleichzeitig
stellen Psychopharmaka für viele Menschen aber auch einen Weg zu
mehr Lebensqualität dar. All das thematisiert Side Effects durchaus, aber eben
ohne die moralische Keule zu schwingen und uns ständig mahnend an den Ernst der
Lage zu erinnern.
Ich finde das gut. Mich hat Side Effects unterhalten. Steven
Soderbergh macht als Regisseur wie gewohnt einen guten Job und setzt den
Psychotriller gekonnt in Szene. Das ist spannend, manchmal beängstigend und
macht vor allem großen Spaß. So darf Kino gerne öfter sein und ich hoffe sehr,
sehr stark, dass Herr Soderbergh seine Ruhestandsdrohungen nicht in die Tat umsetzt.
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