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Ein Mann (Kamboziya Partovi) zieht sich mit seinem Hund in
ein Haus am Meer zurück. Er verhängt die Fenster, denn niemand soll seine
Anwesenheit bemerken. In der Isolation schreibt er ein Drehbuch. Eines Tages
stößt eine junge, suizidgefährdete Frau (Maryam Moghadam) zu ihm, die nicht mehr gehen möchte. Wo
kommt sie her? Was treibt sie an? Als wir gerade glauben, die Ereignisse auf
der Leinwand zu verstehen, hebt Jafar Panahi seinen Film auf eine Metaebene und
stiftet neue Verwirrung.
Dass Pardé rational nicht zu erfassen ist, ist gewollt. Das
Verständnis der Ereignisse ist meiner Meinung nach zum Verständnis des Films
auch nicht notwendig. Die letzte halbe Stunde allerdings ebenso wenig. Auch
ohne die Metaebene habe ich begriffen, dass es sich bei dem Mann, der sich in seinem Haus
verbarrikadiert, um Jafar Panahi handelt, der im Iran unter Hausarrest steht und
mit einem Berufsverbot bestraft wurde. Das Gefühl, eingesperrt zu sein, war für
mich durch die Inszenierung sehr stark erfahrbar. Die Kamera verbleibt stets im
Haus, schaut anfänglich noch durch vergitterte Fenster und Gardinen, verfolgt
aber später nicht einmal mehr die Blicke des Protagonisten, wenn dieser die
dunklen Vorhänge beiseite schiebt, um vorsichtig nach draußen zu schauen.
Hierdurch einsteht ein Gefühl der Enge und Beklommenheit. Auch die suizidale
Frau ist für mich irgendwie Jafar Panahi. Für sie ist Selbstmord der einzige
Weg in die Freiheit und wie der Film zu einem späteren Zeitpunkt deutlich
macht, hat auch Panahi diesen Ausweg schon einmal erwogen, dann jedoch verworfen.
Dass der Film in der letzten halben Stunde eine Metaebene
nach der anderen produziert, ist meines Erachtens für das Verständnis der Anspielungen
unnötig. Vielleicht aber braucht es auch die hierdurch entstehende Verwirrung,
damit der Zuschauer die Ereignisse nicht mehr rational zu begreifen versucht.
Wie immer, wenn sich Metaebenen potenzieren, geht der Kontakt zur Ursprungsebene verloren. Irgendwann lässt sich einfach kein Sinn mehr generieren, weil es
keine Basis mehr gibt, auf die wir uns beziehen könnten. Aber auch hierin
steckt für mich ein Symptom der Depression, das ich ebenfalls auf Panahis
Situation übertragen kann.
Im Gegensatz zu einigen Kollegen, die ich nach der
Vorführung sprach, hat mich der Film begeistert. Je länger ich darüber
nachdenke, desto besser gefällt er mir. Das einzige, dass ich Jafar Panahi hier
anlasten könnte, wäre, dass er am Ende vielleicht etwas zu dick aufträgt, sich
selbst zu stark als Opfer eines politischen Systems in den Mittelpunkt stellt. Pardé
ist eben ein sehr persönlicher Film. Aber das muss ja nichts Schlechtes sein,
oder?!
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