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Ich bin keine Fachfrau für das asiatische Kino, obwohl ich
durchaus schon ein paar seiner Vertreter gesehen habe. Es passiert mir immer wieder, dass ich mich bei Filmen aus China, Korea, Japan, Taiwan und
so weiter unsicher fühle, weil ich so schlecht einschätzen kann, ob der Humor,
den ich wahrnehme, gewollt ist, oder ob ich nur lache, weil mir der asiatische
Kulturraum so fremd ist. Ebenso erging es mir in Nobody’s Daughter von Hong
Sangsoo.
Eine junge Frau verabschiedet sich von ihrer Mutter, die
nach Kanada auswandert. Später trifft sie sich mit ihrem Professor, mit dem sie
eine Affäre hat, obwohl dieser verheiratet und vor kurzem Vater geworden ist.
Im Laufe des Films beendet sie diese für sie unbefriedigende Verbindung.
Hauptfigur Haewon (Jung Eunchae) geht im Film wichtige
Schritte auf Weg vom Kind zum Erwachsenen. Sie verabschiedet sich von ihrer
Mutter – ein Akt, den ich eher symbolisch gesehen habe. Sie macht sich von
den Eltern unabhängig, spricht davon, eine eigene Wohnung zu beziehen. Ihr
Professor Seongjun (Lee Sunkyun) wirkt auf Grund des Altersunterschiedes für
mich wie eine Vaterfigur. Auch von ihm muss sich Haewon lossagen, um ihren
eigenen Weg zu gehen. Damit wächst sie auch über ihren älteren Liebhaber hinaus,
denn während dieser an der Trennung zu zerbrechen scheint, schreitet Haewon
gehobenen Hauptes in eine ihr unbekannte Zukunft. Damit reiht sie sich in die
Schlange starker Frauenfiguren im diesjährigen Berlinale-Wettbewerb ein und
wird für mich zu einer jüngeren Version der chilenischen Filmheldin Gloria.
Etwas verwirrt hat mich das Spiel von Traum und Realität,
mit dem uns Hong Sangsoo immer wieder verunsichert. Mir scheint es unmöglich,
diese beiden Sphären im Film klar voneinander zu unterscheiden. Einzelne, auf
mich besonders absurd wirkende Episoden, werden relativ deutlich als
Trauminhalte dargestellt. Die letzte Einstellung jedoch, die Haewon schlafend in
der Bibliothek zeigt, stellte meine bisherige Interpretation wieder komplett in Frage.
Vielleicht aber spielt es auch gar keine Rolle, da es nicht um die realen
Erlenisse der Hauptfigur, sondern um ihre Persönlichkeitsentwicklung geht.
Nobody’s Daughter ist einer dieser Festivalfilme, die mich
einfach nicht vom Hocker reißen, obwohl ich irgendwo in mir drin spüre, dass
sie eigentlich gut sind. Aber vielleicht liegt es auch an der langsam
einsetzenden cineastischen Übersättigung, dass Hong Sangsoos Film bei mir keinen
bleibenden Eindruck hinterlassen konnte.
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