© Entre-Chien-et-Loup Agora-Films Liaison-Cinematographique 2011 |
Der Film von Faouzi Bensaidi erzählt die Geschichte dreier
junger Männer, die sich auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt in der
Kriminalität verlieren. Angeführt wird das Gespann von Allal (Mouhcine Malzi),
dessen großer Plan es ist, mit den Jungs gemeinsam im großen Stil ins
Drogengeschäft einzusteigen. Um endlich auch in den Clubs von Tétouan mit den
großen Scheinen um sich schmeißen zu können, schreckt Allal vor fast nichts
zurück. Malik (Fehd Benchemsi) hingegen
ist ein ruhiger, fast melancholischer Typ, der sich unsterblich in die
Prostituierte Dounia (Iman Mechrafi) verliebt. Weil er als Spitzel für
Inspektor Dabbaz (Faouzi Bensaidi) arbeitet, kann er seine verhasste Familie
verlassen und mit Dounia ein eigenes Leben beginnen. Doch moralische Skrupel und Allals Pläne
legen ihm Steine in den Weg. Der Dritte und jüngste im Bund ist Soufiane (Fouad
Labiad), der sich aus der Not heraus einer radikalen islamischen Gruppierung
anschließt. Zwar bleibt er seinen zwei besten Freunden trotz ihrer mangelhaften Religionsausübung treu, doch wird seine Fanatismus mehr und mehr zur Gefahr für
die gemeinsamen Pläne.
Zu Beginn des Films werden die rasanten und
handlungslastigen Szenen im kleinkriminellen Alltag der drei Freunde noch durch
ruhige Passagen unterbrochen, Momente des Innehaltens und Träumens, die mich
ein wenig an den Stil amerikanischer Werbesports erinnern. Das wirkt zunächst
irritierend, hat aber durchaus einen ästhetischen Reiz. Leider machen diese
Passagen dann einem durchgängigen Actiondrama Platz, das von Minute zu Minute
immer weniger überzeugen kann.
Obwohl die Grundhaltung der drei jungen Männer, die
postpubertäre Ablehnung der Teilnahme am funktionierenden System, sicher
kulturübergreifend ist, kann ich zu keinem Zeitpunkt mit einer der Figuren eine
Beziehung herstellen. Ein depressiver Melancholiker, der es nicht schafft, aus
eigenem Antrieb eine berufliche Existenz aufzubauen? Ein unverbesserlicher
Gangster, der die Freundin seines Kumpels vergewaltigt? Ein radikaler Islamist,
der seinen Verstand durch eine irregeleitete Koranauslegung ersetzt hat? All
diese Figuren haben zwar teilweise mein Mitgefühl, doch schafft es der Regisseur
nicht, bei mir Verständnis für ihre Taten zu wecken. Dazu kommt, dass die
Charaktere von einer Misere in die nächste stolpern, jeder Mensch, den sie
treffen, will ihnen nur Böses. Kein Element, keine Figur im Film verschafft uns
als Zuschauer Erleichterung. Das ist unendlich deprimierend, anstrengend und an
einigen Stellen schlichtweg unglaubwürdig. Es scheint, als wäre die
Abwärtsspirale das alleinige strukturelle Element des Filmemachers gewesen.
Ein paar interessante Fragen kann der Film dann aber doch
formulieren, z.B. nach dem wahren Moslem. So kommen die drei Freunde darüber
ins Gespräch, warum Malik und Allal dem nun radikalen Soufiane nicht mehr „muslimisch
genug“ seien. Auch das Thema Männlichkeit findet Erwähnung, als Malik Dounia
erklärt, dass Frauen einfach nur Frauen sein könnten, während es ihm und seinen
Geschlechtsgenossen obliege, sich zu „echten“ Männern zu entwickeln. Doch diese
interessanten thematischen Ansätze werden von der Handlung leider zur Gunsten
der Darstellung des moralischen und gesellschaftlichen Abstiegs der Figuren
vernachlässigt.
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