© Berlinale/ Regie: Akin Omotoso |
Eigentlich schätze ich eine klassische Dramaturgie mit
Anfang, Mitte und Ende sowie einer chronologischen Abfolge der Ereignisse. Doch
aus irgendeinem Grund fallen mir genau diese Dinge bei Man On Ground negativ
auf. Irgendwie will hier die Form nicht so recht zum Inhalt passen.
Die kleinen Erinnerungsfragmente stören die chronologische
Geschichte kaum, die von dem Nigerianer Ade (Hakeem Kae-Kazim) erzählt, der auf
einer Reise nach Südafrika seinen Bruder Femi (Fabian Adeoye Lojede) wiedersehen
will. Die beiden Brüder haben sich seit Jahren nicht gesehen und schnell wird
klar, dass zwischen ihnen mehr steht als nur eine geographische Distanz. Daher
zögert Ade auch nicht abzureisen, als Femi zu dem vereinbarten Treffen nicht
erscheint. Doch plötzlich steht Femis Verlobte bei ihm vor der Tür und
berichtet, dass dieser seit einer Woche verschwunden sei. Ade willigt ein, ihr
bei der Suche zu helfen und begibt sich in den Slum, in dem Femi zuletzt
gearbeitet hat. Doch dort bricht gerade ein Aufstand aus, der sich insbesondere
gegen in Südafrika lebende Flüchtlinge richtet. Viel zu spät wird Ade klar,
dass er nicht nur ein unbeteiligter Zuschauer ist.
Einiges an diesem Film hat mich irritiert. Zum Beispiel der
Score, der zunächst traditionelle Klänge mit modernen Bässen abwechselt, sich
letztendlich aber für die Bässe entscheidet, was für meinen Geschmack ebenso
wenig zu der Geschichte passt wie die Dramaturgie. Vielmehr wirkt die Musik wie
etwas, was dem Film künstlich übergestülpt wurde, um einer bestimmten Idee von
Film gerecht zu werden, die aber mit diesem konkreten Werk gar nichts zu tun
hat. Und so wird der Score nicht zum elementaren Bestandteil des filmischen
Erlebnisses, sondern verbleibt ein separates Element, das zum Selbstzweck
verkommt. Ebenso verhält es sich zum Teil mit den Bildkompositionen. Regisseur
Akin Omotoso weiß, wie er interessante Bilder erschafft, doch gelingt es ihm
nicht immer, diesen im Rahmen seiner Geschichte auch eine Bedeutung zu
verleihen. Motivisch zieht sich beispielsweise die Betonung des Feuers durch
den gesamten Film. Bilder von Streichhölzern und Zigaretten sind mit einem
verstärkten Sound unterlegt, der uns mit dem Holzhammer verdeutlich: Achtung,
diese Elemente sind von Bedeutung!
Des Weiteren bleiben mir die Schlüsselhandlungen der Figuren
rätselhaft, ihre Motivation unklar, was dazu führt, dass mich die Geschichte
nie vollkommen in ihren Bann zu ziehen vermag. Der Abspann ringt mir mit seinen
dokumentarischen Bildern der echten Aufstände in Südafrika noch ein wenig
Wehmut und humanistisches Interesse ab, doch das hat weniger mit dem Film als
mit der emotionalen Musikuntermalung der Credits zu tun.
Akin Omotoso ist dafür zu loben, dass er sich Mühe gibt, ein
Thema von großer Brisanz auf die Leinwand zu bringen. Leider gelingt es ihm
nicht, die Situation der Flüchtlinge in Südafrika für uns authentisch erlebbar
zu machen und ein Gefühl von Verantwortung für diesen Konflikt zu wecken. Mein
Eindruck ist, dass der Filmemacher hier zu viel gewollt und in seiner
ästhetischen Arbeit den Blick für das Wesentliche verloren hat: sein Thema.
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