© Studiocanal/ Regie: Declan Donnellan & Nick Ormerod |
„As God is
my witness, I'll never be hungry again.“ Dieses Zitat aus dem Film
Vom Winde verweht taucht in den ersten Szenen von Bel Ami spontan in meinem
Bewusstsein auf. Und in der Tat will auch hier die Hauptfigur George Duroy (Robert
Pattinson) wie damals Scarlett O’Hara eine mittellose Existenz hinter sich
lassen. Im Unterschied zur taffen Südstaatlerin ist George allerdings ein
weitgehend talentfreier Ex-Soldat ohne Rückgrat. Gemeinsam ist ihnen wiederum,
dass sie ihren Reichtum durch die Ehe mit mächtigen Persönlichkeiten erlangen.
Im Paris des 19. Jahrhunderts, sind es die Frauen, die durch
den Einfluss auf ihre Männer die Strippen ziehen. Und so legt George eine nach
der anderen flach, immer auf der Suche nach einem noch höheren Einkommen und
einer noch mächtigeren Position. Von Tiefschlägen lässt er sich nur
vorübergehend aus der Fassung bringen und findet stets schnell ein neues Opfer,
dem er schöne Augen machen kann. Egal ob Kristen Scott Thomas, Uma Thurman oder
Christina Ricci – sie verfallen ihm alle.
Ich finde es interessant, dass es diesmal ein Mann ist, der
nicht auf Grund seiner Fähigkeiten die Karriereleiter erklimmt, sondern durch
seinen Sexappeal. Auch die Machtverhältnisse sind hier sehr divers. Während der
Charakter von Uma Thurman George vorübergehend dominiert, ist Kristen Scott
Thomas seinem Charme quasi willenlos erlegen. Lediglich Christina Ricci ist
schwer einzuordnen. Geht es in diesem Fall gar um Liebe? Aus der Affäre mit ihr
kann George keine Vorteile ziehen, dennoch bleibt er ihr über den gesamten Film
hinweg verbunden. Doch Robert Pattinson
spielt hier einen viel zu großen Unsympathen, als dass Platz für eine richtige
Liebesgeschichte wäre. Ich rechne es den Regisseuren Declan Donnellan und Nick
Ormerod hoch an, dass sie darauf verzichtet haben, zu Gunsten einer größeren Massentauglichkeit
künstlich eine Lovestory zu konstruieren. Das ist auch deshalb gut, weil in den
Momenten leiser Romantik bei Robert Pattinson dann leider doch der melancholische
Vampir durchscheint. So ganz kann ich ihn in der Rolle des abgebrühten Egomanen
einfach nicht ernst nehmen.
Auch wenn die Geschlechterrollen hier auf der Handlungseben
erfrischend gleichberechtigt konstruiert sind, ist die männliche Hauptfigur
leider die einzige, der ein komplexer Charakter zugedacht wird. Die drei Damen
sind im Prinzip nur Ornamente dieses erotischen Kostümfilms: schöne Frauen in
schönen Kleidern. So können mich auch Ricci und Thomas mit ihrer
Schauspielleistung nicht vom Hocker hauen. Lediglich Uma Thurman gibt mächtig Power,
überrascht damit aber nicht sonderlich, da wir sie in der Rolle der Kämpferin schon
ein paar Mal gesehen haben.
Der Schluss hat mir diesmal gut gefallen. Mir wurden weder
deprimierende Tragik noch ein kitschiges Happy End aufgetischt. Bel Ami hat
mich zwei Stunden angenehm unterhalten und gehört auch zu den Filmen, die ich
mir durchaus ein zweites Mal ansehen würde. Aus Gesprächen mit Kollegen habe
ich jedoch geschlossen, dass das entweder ein Zeichen meines schlechten
Geschmacks oder mit meinem Geschlecht zu erklären ist. Es ist wohl nicht
vollkommen fehlgeleitet, Bel Ami als Frauenfilm zu bezeichnen. Ich bin gespannt, wie er sich an den
Kinokassen schlagen wird.
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