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© Berlinale/ Regie: James Marsh |
Eine Frau fährt in der Londoner U-Bahn. Sie wirkt
angespannt. Als sie aussteigt, beginnt sie sich umzugucken. Wird sie verfolgt?
Und wenn ja, von wem? Auf dem Weg aus dem Bahnhof hinaus lässt sie ihre Tasche
auf der Treppe stehen. In dem Moment ist uns klar, dass es sich um eine
Terroristin handelt. Doch es gibt keine Explosion. Warum?
So richtig gibt der Film auf diese Frage bis zum Ende keine
Antwort. Collette (Andrea Riseborough) stammt aus einer Familie,
die durch den Nordirlandkonflikt einen Verlust erlitten und sich infolge dessen
dem Widerstand verschrieben hat. Ihre beiden Brüder Gerry (Aidan Gillen) und
Connor (Domhnall Gleeson) sind von der Sache der Terroristen überzeugt.
Collette scheint unsicher, nicht zuletzt auch, weil sie die Verantwortung für
ihren kleinen Sohn trägt. Als sie an diesem Tag in London vom britischen
Geheimdienst geschnappt wird, erklärt sie sich daher bereit, Informationen über
zukünftige Anschläge weiterzugeben. Der verantwortliche Offizier (Clive Owen)
sichert ihr und ihrer Familie Schutz zu, doch es kommt alles anders als gedacht
und Collette muss sich entscheiden, wem ihre Loyalität gilt.
Zu Beginn begeistert mich Regie- und Kameraführung.
Close-Ups fangen das intensive Mienenspiel der Schauspieler ein und führen uns
insbesondere Collettes inneren Konflikt vor Augen. Später jedoch fängt die
wacklige Kamera an, mich zu nerven. Es ist sicher Geschmackssache, aber mich
irritieren diese instabilen Bilder, insbesondere wenn ihre Funktion für mich
nicht klar erkennbar ist.
Das Drehbuch von Tom Bradby weiß seine Geschichte spannend
zu erzählen. Misstrauen wird geschürt, weder Collette noch wir wissen, wem wir
trauen können. Der Twist am Ende des Films ist zumindest in meinen Augen
gelungen, aber ich bin zugegebener Maßen oft diejenige, die als letztes die
versteckten Zusammenhänge erkennt.
Clive Owen hat mich im Gegensatz zu Andrea Riseborough schauspielerisch
nicht umgehauen, was vermutlich daran liegt, dass seine Rolle nicht so viel
Spielraum zu bieten hat wie ihre. Ein ähnliches Schicksal ereilt hier Gillian
Anderson, besser bekannt als Agent Dana Scully, die mit ihrem Auftritt als
Owens Vorgesetzte absolut keinen Blumentopf gewinnen kann. Zu sehr ähnelt die
Figur der Kate Fletcher ihrer Paraderolle in der Fernsehserie Akte X, als dass
Shadow Dancer ihr den Weg zu größeren Filmrollen ebnen könnte. Dankbarer ist
da die Rolle der Collette, da es sich um einen sehr komplexen und schwer zu
ergründenden Charakter handelt.
Riseborough ist dieser Aufgabe gewachsen. Allein durch ihren
Gesichtsausdruckt gelingt es ihr, das Dilemma ihrer Figur zu illustrieren.
Trotzdem ist
Shadow Dancer keine filmische Offenbarung, sondern einfach „nur“ ein spannender
Thriller, der zuweilen ins Melodram abgleitet.
Kann man sich ansehen, muss man aber nicht.
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