© Concorde/ Regie: Phyllida Lloyd |
Eigentlich war ich ja dafür, dass Michelle Williams dieses
Jahr den Oscar als beste Hauptdarstellerin erhält, aber nachdem ich The Iron Lady
gesehen habe, bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich die Trophäe nicht doch
lieber in den Händen von Meryl Streep sehen will. Man mag von dem Film halten
was man will, aber die Leistung von Frau Streep muss man einfach würdigen!
Insbesondere in der Rolle der alten, leicht senilen Margaret
Thatcher hat mich Meryl Streep überzeugt. Von der Körperhaltung, über die Mimik
bis hin zur Sprache hat sie sich diese Rolle zu eigen gemacht. Damit gelingt
es ihr trotz aller dramaturgischen Schwächen, uns für ihre Figur einzunehmen.
Die Konflikte der ersten weiblichen Premierministerin Großbritanniens, ihre
Ängste und Sorgen, aber auch ihr Hochmut werden von der zweifachen
Oscargewinnerin glaubhaft dargestellt. Wenn doch nur an Iron Lady alles so toll
wäre wie die Schauspielleistung von Meryl Streep!
Dramaturgisch finde ich den Film schwach, wenn nicht gar
ärgerlich. Zwar wird mit assoziativen Rückblenden aus der Sicht der Hauptfigur
die Geschichte hier rein technisch geschickt aufgerollt, doch fehlt irgendwie
ein roter Faden, der aus Iron Lady mehr macht als nur ein cineastisches
Geschichtsbuch. Meiner Meinung nach wäre es geschickter gewesen, die Handlung
stärker auf ein spezielles historisches oder persönliches Ereignis zu
fokussieren, um einen gescheiten Spannungsbogen zu erzeugen. Es ist wirklich
nur den guten Schauspielern zu verdanken, dass Iron Lady ohne eine funktionierende
Storyline nicht tödlichst langweilig geworden ist.
Auch stört mich einmal mehr die pathetische
Musikuntermalung, die uns zu einer emotionalen Reaktion auf eine im Grunde
nicht emotionale Geschichte zwingen will. Denn Margaret Thatcher ist vieles,
nur ganz sicher nicht emotional. Es ist die eine Sache, ob man begreift, dass
auch sie hinter ihrer selbstsicheren Fassade innere Kämpfe ausgetragen hat,
oder ob man uns weißmachen will, um ihr hartes Schicksal eine Träne vergießen
zu müssen. Ich kann einfach allgemein nicht gut damit leben, wenn Personen im
Film zu stark glorifiziert werden. Natürlich wird Margaret Thatcher hier mit
einigen Schwächen dargestellt, doch da sie die Rahmenhandlung als liebenswerte,
wenn auch verwirrte Großmutter charakterisiert, bleibt ihr positives Image im
Grunde unangetastet.
Wenn ich von diesem Pathos einmal absehe, ist Iron Lady vor
allem ein informatives Portrait über die Person Margaret Thatcher, über die ich
zuvor nicht besonders viel wusste. Über ihr Privatleben erfahren wir fast
nichts, die offensichtlich enge Beziehung zu ihrem Mann bleibt daher ein wenig
rätselhaft. Die professionelle, historische und nicht die private Margaret
Thatcher steht hier im Mittelpunkt. Daher kann ich mir vorstellen, dass The Iron
Lady eine interessante Ergänzung für den Geschichtsunterricht darstellt.
Filmisch aber kann ich ihm auf Grund seiner dramaturgischen Schwächen einfach
keine volle Punktzahl zusprechen.
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