© Berlinale/ Regie: Timo Vuorensola |
Eigentlich hatte ich überhaupt keinen Bock auf Iron Sky. Mit
Trash kann ich nämlich nichts anfangen… dachte ich zumindest. Und wie sonst
sollte man einen low-budget Film beschreiben, in dem eine Nazikolonie auf dem
Mond die Vernichtung der Erde plant?
Letztendlich bin ich erschrocken, dass mir Iron Sky so gut
gefallen hat. Vielleicht liegt es an meinem Faible für politisch unkorrekte Witze,
schonungsloser Derbheit und bittere Kritik der großen politischen Akteure. Der
Film von Timo Vuorensola nimmt einfach kein Blatt vor den Mund. Großartig!
Also noch mal von vorne: Im Rahmen des Wahlkampfs für eine
amerikanische Präsidentin mit eklatanter Ähnlichkeit zu Sarah Palin landen zwei
amerikanischen Soldaten auf dem Mond, wo sie eine Kolonie von Nazis entdecken,
die sich nach dem zweiten Weltkrieg dorthin abgesetzt hat. Seitdem tüfteln sie
an ihrer Geheimwaffe, der „Götterdämmerung“. Mit Hilfe der von den Astronauten
mitgebrachten Technologie kann diese endlich fertig gestellt und die
Vernichtung der Erde in Angriff genommen werden.
Ja, das sieht genauso trashig aus wie es klingt. Und nur so
kann dieses Konzept auch aufgehen. Die Technik, mit der hier die Science
Fiction Welten kreiert werden, ist ungefähr so rudimentär wie die Ausstattung
der Nazis in ihrer hakenkreuzförmigen Raumstation. Da aber die Story an sich
mindestens genauso haarsträubend ist wie die Effekte, ergibt der Film am Ende ein
funktionierendes Ganzes. Herrlich ist auch die Konsequenz, mit der die Nazis
und ihre Lebensweise dargestellt werden. Das Set-Design erinnert ein wenig an
Obersalzberg aus dem TV-Comedy Format Switch. Auch die Ausdrucksweise der
Deutschen ist entsprechend antiquiert: Statt „Achtung!“ verwendet man hier das
Wort „Aufgemerkt!“
Im Grunde geht es aber weniger um die Deutschen als um die
Amerikaner. Auch da ist Timo Vuorensola schonungslos. So freut sich der Sarah
Palin Verschnitt über den anstehenden Weltkrieg, weil Präsidenten aus
Kriegsepochen mit hoher Wahrscheinlichkeit wiedergewählt werden. Und dies ist
nur eine der vielen Anspielungen auf das Regime von George W. Bush. Gut, das
ist ein wenig her, aber Iron Sky hatte in der Entwicklung eben mit ein paar Hindernissen
zu kämpfen. Da wir uns alle noch ganz gut an den War on Terror erinnern, ist
diese fehlende Aktualität hier zu verzeihen. Problematisch finde ich dann aber
doch, dass die Space-Nazis auf der Erde zu Wahlkampfhelfern werden. Ich bin mir
dann nicht so sicher, ob es da nicht ein paar rhetorische Unterschiede zwischen
den Republikanern und den Nationalsozialisten gibt. Ich glaube, worauf Iron Sky
aber hinaus will, ist die Position, die eigene Vorstellung von Moral als Optimum
anzunehmen und ihre (gewaltsame) Verbreitung als Dienst an der Menschheit zu
interpretieren.
Iron Sky lässt von der ersten Sekunde keinen Zweifel daran
aufkommen, dass er sich selbst nicht ernst nimmt. Dennoch ist das Winken mit
dem Zaunpfahl wohl für niemanden zu übersehen. Ich glaube, in der Kombination
von gelungener Unterhaltung und satirischem Ernst steckt ein großes
Kultpotential. Mein Votum: Ansehen!
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