© Jiri Hanz/ Regie: Nicolaj Arcel |
Manch einer findet Entspannung in Steven Soderberghs Haywire
und andere in En kongelig affære. Ich gehöre zur letzteren Gruppe. Mein
Mädchenherz schlägt höher und ist angetan von so viel schönem Kostüm und
königlicher Romantik. Es hätte mir nicht weh getan, diesen Wettbewerbsfilm aus
Dänemark zu verpassen, aber es war definitiv eine schöne Ablenkung vom
„Problemkino“.
Der Film von Nikolaj Aƒrcel erzählt die Geschichte der dänische Königin Caroline Mathilde (Alicia Vikander), die eine Affäre mit dem Leibarzt des Königs (Mads Mikkelsen) beginnt. Dabei ist
weniger sein Äußeres ausschlaggebend, als vielmehr sein intellektuelles
Potential. Denn wie Caroline ist er ein Freigeist, der Voltaire und Rosseau
liest und große Pläne für die zukünftige Gesellschaftsordnung hat. Da der König
selbst weder über Führungsqualitäten noch Ideenreichtum verfügt, lässt er sich
von seinem Arzt und Vertrauten schnell beeinflussen. Gemeinsam mit einer Hand
voll anderen Verfechtern der Aufklärung erlässt er zahlreiche neue Gesetze, die
Dänemarks Politik einschneidend verändern. Natürlich bleiben dadurch aber auch
mächtige Leute auf der Strecke, die nicht tatenlos zusehen wollen, wie ihnen
die Privilegien entzogen werden.
Im Gegensatz zum Eröffnungsfilm Les adieux à la reine hat
mich die Ausstattung von En kongelig affære überzeugend mit in die Stimmung
des 18. Jahrhunderts hinein genommen. Auch die Schauspieler – allen voran Mikkel Boe Følsgaard
als durchgeknallter König – tragen dazu bei, dass mich die Geschichte von Liebe
und Macht fesselt, obwohl hier im Grunde keine besonders originelle Story
erzählt wird. Verbotene Liebe, ein unfähiger König und die Intrigen einer bösen
Stiefmutter haben wir schon oft und vielleicht auch besser gesehen. Dennoch
liefert Nicolaj Arcel ein gelungenes Rundumpaket, dass solide Kinounterhaltung bietet.
Die Liebesgeschichte zwischen Carloine und und dem Arzt Johan Struensee ist weder zu
nüchtern, noch zu dramatisch oder kitschig, so dass ich mich guten Gewissens
auf die emotionalen Irrungen und Wirrungen einlassen kann. Die Musik
unterstützt meinen zarten Anflug von Gefühlsduselei, ohne mich in tiefe und
unfreiwillige Verzweiflung über das Schicksal der Protagonisten zu stürzen.
Gute 80% Prozent des Films bin ich wirklich von der Story aufgesogen und
vergesse kurzzeitig sogar, mir Notizen zu machen.
Ich persönlich finde es ein wenig schade, dass die
Rahmenhandlung den Schluss schon vorwegnimmt und mir keine Hoffnung auf ein
Happy End bleibt. Meiner Meinung nach hätte der Film durch den Verzicht dieses
dramaturgischen Griffes ordentlich an Spannung gewinnen können. En kongelig affære bleibt aber ein sehenswertes, wenn auch nicht unverzichtbares
Kostümdrama. Ich bin mir nicht sicher, ob der Film für die heutige Zeit eine
Relevanz hat, was meiner Meinung nach ein echtes Kriterium in Bezug auf diesen
Wettbewerb ist. Filmisch jedoch hat Regisseur Nicolaj Arcel nicht viel falsch
gemacht.
Ich bin sehr gespannt auf den Film und freue mich auf den offiziellen Kinostart.
AntwortenLöschenAber ein Happy End erhoffen? Das wird wohl keiner, der sich ein bisschen mit der dänischen Historie beschäftigt hat.
Die Spannung entsteht eher durch die neue Sichtweise dieser Dreiecksgeschichte und die Rehabilitierung von Caroline Mathilde und Struensee.
Vollkommen richtig: Wer mit der dänischen Geschichte vertraut ist, weiß, dass er auf das Happy End vergeblich wartet. Aber wie Romeo und Julia ausgeht wissen wir auch alle und dennoch fiebern wir jedes Mal von neuem mit. Also ich zumindest.
AntwortenLöschenIn gewisser Weise wird ja der Ausgang der Dreiecksgeschichte ebenfalls vorweg genommen. Berichte mal, wie Dir der Film gefallen hat!