© Rapid Eye Movies/ Regie: Farhan Akhtar |
Ich bin überrascht: Shahrukh Khan mit langen Haaren und drei
Tage Bart passt erstaunlich gut in die Rolle des skrupellosen Gangsters. Ab und
an vergesse ich tatsächlich, dass er normaler Weise als schmalzgelockter
Frauenheld durch die Bollywoodfilme tänzelt. Die Selbstironie, mit der er seine
Figur verkörpert – bzw. die Ironie, die ich zu erkennen glaube – macht die Figur trotz ihrer unerhörten Arroganz und
Skrupellosigkeit irgendwie sympathisch.
Zu Beginn erinnert die Farbgebung an CSI Miami, wenn Don auf
seinem Motorboot über einen thailändischen Fluss pflügt. Später jedoch bekommt der
Film immer mehr eine Ästhetik, die an Mission Impossible oder Matrix erinnert.
Obwohl es sich bei Don um einen Gangster handelt, wird er wie ein Held
inszeniert. Die Musik feiert ihn, statt ihn als Gefahr darzustellen.
Letztendlich ist Don – The King is Back ein Heistmovie, dass sich eindeutig
durch den ersten Mission Impossible hat inspirieren lassen. Darüber hinaus ist
die Show Down Szene in der Deutschen Zentralbank – eine epische Schießerei
zwischen Gangstern und Polizisten – für mich eine Hommage an Matrix. Das Foyer,
in dem die Action abläuft, verfügt über eine ähnliche Architektur, wie die
Sicherheitskontrolle, die Neo und Trinity mit ihrem privaten Waffenarsenal
zerlegen. Doch Don 2 nimmt sich auch in diesen Anspielungen nie vollkommen
ernst, so dass wir uns nicht über die Kopie empören, sondern eher die gelungene
Persiflage belächeln. Ab und an gleitet der Film dann aber für meinen Geschmack
doch zu weit in den Trash ab, beispielsweise wenn sich Don hinter einer
Gesichtsmaske versteckt, die sogar seine Nase verkleinert.
Bollywood hingegen scheint nur an wenigen Stellen und
insbesondere am Anfang des Films durch. Es wird wenig getanzt, die Musik
gleitet jedoch das ein oder andere Mal in den indischen Kulturraum ab. Das ist
absolut in Ordnung und sogar wünschenswert, weil es den Film trotz europäischen
Settings wieder als indisches Werk ausweist. So fehlen natürlich auch nicht
melodramatische Sequenzen, bei der sich der deutsche Kinozuschauer die flache
an Hand an die Stirn knallt, während Inderinnen sich vor Rührung in ihrem Sari
verstecken.
Die Stadt Berlin wird als Setting optimal genutzt und gut in
Szene gesetzt. Bei der Inszenierung der Verfolgungsjagden wurde peinlich genau
darauf geachtet, immer ausreichend Sehenswürdigkeiten im Bild zu haben, um den
Standort nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Sogar die Free Fall
Installation auf dem Park Inn Hotel wird genutzt. Weniger gut in Szene gesetzt
ist die deutsche Schauspiellandschaft. Von einigen Ausnahmen abgesehen, z.B.
Florian Lukas, legen gerade die deutschen Kleindarsteller einen derartigen
Mangel an Schauspieltalent an den Tag, dass das Publikum immer wieder zu kichern
begann. Sicher, Don 2 will kein ernstzunehmender Film sein. Doch ist es
bedauerlich, wenn die gut choreografierten und geschnittenen Actionsequenzen
dadurch an Reiz verlieren, dass ein einziger stümperhaft gesprochener Satz sie
ins Lächerliche zieht. Merkwürdig ist auch die Auswahl des Casts: Obwohl der
Film in Berlin spielt, hören wir nur ein einziges Mal etwas, das als Berliner
Dialekt zu interpretieren wäre. Alle anderen Schauspieler hören sich eher so
an, als habe man sie aus der deutschsprachigen Schweiz oder Österreich
importiert.
Die Figur des Don konfrontiert uns mit der Frage, warum wir
ein derart arrogantes Arschloch eigentlich sympathisch finden. Immer wieder
ertappen wir uns dabei, dass wir ihm für seinen großen Coup die Daumen drücken.
Gegen Ende jedoch schwand meine Unterstützung für die Hauptfigur. Don verliert
seine klare Linie: In einem Moment ist er extrem gefühlskalt und opfert
Menschenleben ohne mit der Wimper zu zucken, im nächsten Augenblick wird er zum
verliebten Gutmenschen. In dem Moment, wo wir ihn nicht mehr fassen können,
verlieren wir auch ein stückweit das Interesse für seine Mission und die
Spannung des insgesamt sehr langen Films bekommt einen deutlichen Hänger.
Insgesamt ist Don – The King is Back ein überraschend
spannender Film, bei dem wir nie genau wissen, ob die Komik gewollt oder doch
unfreiwillig ist. Das ist letzten Endes aber fast egal, denn unterhaltsam ist
das Gebotene in jedem Fall. Shahrukh Khan wird für mich auch nie zu den großen
Actionstars aufschließen können, denn leider muss er seinen verwegenen
Langhaarschnitt sehr schnell wieder gegen den Schmalzlockenlook tauschen und
kann sich daher in meinen Augen nicht anhaltend als ernstzunehmender Bösewicht
etablieren.
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