Bei der Post-Berlinale-Depression handelt es sich um ein
Krankheitsbild, das in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erstmalig
beobachtet wurde. In den letzten Jahrzehnten jedoch ist die Anzahl der
Erkrankungen stetig gestiegen. Aus bislang nicht näher erforschten Gründen
beobachten Ärzte jedes Jahr Ende Februar ein gehäuftes Auftreten dieses
Störungsbildes. Rein äußerlich ist die Post-Berlinale-Depression durch
Übermüdungserscheinungen und dunkle Augenringe gut zu erkennen. Die betroffenen
Personen haben darüber hinaus manchmal Schwierigkeiten sich zu artikulieren
und/oder an Gesprächen des Alltags teilzunehmen. In einigen Fällen führt die
Krankheit zu einem sogenannten „Zitatzwang“, d.h. dass sich die Erkrankten bei
jedwedem Gesprächsthema auf Filme beziehen, die sie in der jüngeren
Vergangenheit gesehen haben.
In besonders schweren Fällen können Dissoziationserlebnisse
auftreten, bei denen die Betroffenen Schwierigkeiten haben, ihr reales Leben
von einer Filmhandlung zu unterscheiden. Es werden im Allgemeinen drei verschieden
Formen dieser sogenannten BioPic-Psychose unterschieden, d.h. das Bemühen, das eigene Leben so inszenieren,
dass es als Vorlage für eine filmische Biographie dienen kann. Die
RomCom-Psychose beispielsweise zeichnet sich durch spontane Liebeserklärungen
an unbekannte Leute sowie die Erwartungshaltung aus, für augenscheinlich
peinliches Verhalten Applaus zu bekommen. Kriminal-Psychotiker hingegen
provozieren Konfrontationen mit Gesetz und Polizei, schließen sich zuweilen gar
kriminellen Organisationen an. In der Fachliteratur ist überdies von Fällen die
Rede, in denen sich die Teilnehmer von Kriminal-Psychose-Therapiegruppen für Überfälle
auf Casinos zusammengeschlossen haben. Dies ist übrigens auch der Grund dafür,
dass bei diesem konkreten Störungsbild von Gruppentherapien abgeraten wird. Die
dritte Form der BioPic-Psychose ist das Arthaus-Phänomen. In diese Kategorie
fallen Patienten, deren gesamtes Lebenstempo sich plötzlich verlangsamt. Früher
ging man in diesen Fällen von einer depressiv bedingten Antriebslosigkeit aus.
Im Fall des Arthaus-Phänomens jedoch ersetzen die Betroffenen ganze Handlungsabläufe
durch Monologe. Es kommt häufig zu Unterernährung, da die Patienten über das
Essen lieber reden, als es zu sich zu nehmen. Das soziale Umfeld beschreibt
Fälle des Arthaus-Phänomens je nach Bildungsschicht als „kryptisch“, „meta“
oder „unverständlich“.
Wie wir heute wissen, wird die Post-Berlinale-Depression
durch eine Art Trauma verursacht. Das plötzliche Absetzen des Suchtmittels Film
ohne angemessene Substitution führt zu schweren Entzugserscheinungen, wie
beispielsweise depressiven Symptomen (Lustlosigkeit, Gefühle innerer Leere,
Apptetit- und Schlaflosigkeit, etc.). In
klinischen Tests wird zurzeit die Wirksamkeit von Ersatzdrogen wie TV-Serien
und Reality-TV erforscht. Genauere Ergebnisse liegen noch nicht vor. Man geht
aber davon aus, dass ein langsames Herabsetzen der cineastischen Dosis den
Ausbruch der Post-Berlinale-Depression verhindern kann. Empfohlen werden
zunächst vier DVDs pro Tag, bei einer schrittweisen Reduzierung in
wöchentlichen Etappen.
Sollten Sie die benannten Symptome an sich erkannt haben,
bewahren sie Ruhe. Die Berlinale-Depression ist heilbar. Aber Vorsicht: Die Rückfallquote
liegt im Zeitraum eines Jahres bei etwa 100%!
Sehr amüsant!
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