© Berlinale/ Regie: Antonio Chavarrías |
Schon meine Oma sagte: Wer viel erwartet, wird enttäuscht.
Das fasst mein Erlebnis mit dem Wettbewerbsfilm Dictado ziemlich gut zusammen.
Der Trailer hatte mich neugierig gemacht: Ein Mann nimmt die Tochter eines
verstorbenen Freundes bei sich auf. Doch das kleine Mädchen scheint über ein
dunkles Geheimnis ihres Vaters im Bilde zu sein, dass diesen an den Rand des
Wahnsinns zu treiben droht.
Kinder als Träger des Grusels in Horrorfilmen sind keine
neue Erfindung. Auch dass die kleinen Menschen ihre Wirkung besonders in
Badezimmern entfalten, haben wir schon einmal gesehen. Von dieser Warte aus
gesehen, kann Dictado nichts Neues bieten. Leider auch von keiner anderen. Daniel
(Juan Diego Botto) ist von Anfang an skeptisch, die kleine Julia (Mágica Pérez)
bei sich und seiner Lebensgefährtin Laura (Bárbara Lennie) aufzunehmen. Die
Tochter seines verstorbenen Freundes weckt unangenehme Erinnerungen an ein
traumatisches Kindheitserlebnis, das er bis zum heutigen Tage nicht verarbeitet
hat. Lange lässt uns der Film im Unklaren darüber, ob es sich bei Julia wahrhaftig um einen Geist der Vergangenheit handelt oder Daniel Opfer einer
Psychose wird.
Bedauerlicher Weise macht der Film das nicht besonders gut.
Die Dramaturgie schafft es nicht, uns bei der Stange zu halten, wirft uns zu
wenig Bröckchen hin, die uns in die eine oder andere Richtung schubsen könnten.
Die Spannung und Gänsehautstimmung, die an einigen Stellen aufkommt, versandet
ebenso schnell wie sie gekommen ist. Auch die Entwicklung der Charaktere
gelingt Regisseur Antonio Chavarrías nur mangelhaft. Weder Lauras Ablehnung
ihres Ehemannes zu Gunsten des fast unbekannten Mädchens, noch Daniels sich
stetig steigernder Zustand der Verwirrung werden für uns wirklich
nachvollziehbar. Und so ist auch das Ende weniger dramatisch als komplett
enttäuschend. Viel zu früh setzt uns der Film ins Bild über Julias wahre
Geschichte bzw. viel zu lang ist der Nachgang dieser Enthüllung. Trotzdem ist der
Schluss unpassend plötzlich und somit unbefriedigend.
Ich kann an Dictado leider kein gutes Haar lassen. Der Film
hat nichts zu bieten, was wir nicht schon irgendwo einmal gesehen hätten und
kann seine geklauten Inspirationen nicht einmal zu einem funktionierenden
Ganzen zusammensetzen. Schade.
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