Samstag, 11. Februar 2012

Death for Sale


© Entre-Chien-et-Loup Agora-Films Liaison-Cinematographique 2011 



Der Film von Faouzi Bensaidi erzählt die Geschichte dreier junger Männer, die sich auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt in der Kriminalität verlieren. Angeführt wird das Gespann von Allal (Mouhcine Malzi), dessen großer Plan es ist, mit den Jungs gemeinsam im großen Stil ins Drogengeschäft einzusteigen. Um endlich auch in den Clubs von Tétouan mit den großen Scheinen um sich schmeißen zu können, schreckt Allal vor fast nichts zurück.  Malik (Fehd Benchemsi) hingegen ist ein ruhiger, fast melancholischer Typ, der sich unsterblich in die Prostituierte Dounia (Iman Mechrafi) verliebt. Weil er als Spitzel für Inspektor Dabbaz (Faouzi Bensaidi) arbeitet, kann er seine verhasste Familie verlassen und mit Dounia ein eigenes Leben beginnen.  Doch moralische Skrupel und Allals Pläne legen ihm Steine in den Weg. Der Dritte und jüngste im Bund ist Soufiane (Fouad Labiad), der sich aus der Not heraus einer radikalen islamischen Gruppierung anschließt. Zwar bleibt er seinen zwei besten Freunden trotz ihrer mangelhaften Religionsausübung treu, doch wird seine Fanatismus mehr und mehr zur Gefahr für die gemeinsamen Pläne. 

Zu Beginn des Films werden die rasanten und handlungslastigen Szenen im kleinkriminellen Alltag der drei Freunde noch durch ruhige Passagen unterbrochen, Momente des Innehaltens und Träumens, die mich ein wenig an den Stil amerikanischer Werbesports erinnern. Das wirkt zunächst irritierend, hat aber durchaus einen ästhetischen Reiz. Leider machen diese Passagen dann einem durchgängigen Actiondrama Platz, das von Minute zu Minute immer weniger überzeugen kann. 

Obwohl die Grundhaltung der drei jungen Männer, die postpubertäre Ablehnung der Teilnahme am funktionierenden System, sicher kulturübergreifend ist, kann ich zu keinem Zeitpunkt mit einer der Figuren eine Beziehung herstellen. Ein depressiver Melancholiker, der es nicht schafft, aus eigenem Antrieb eine berufliche Existenz aufzubauen? Ein unverbesserlicher Gangster, der die Freundin seines Kumpels vergewaltigt? Ein radikaler Islamist, der seinen Verstand durch eine irregeleitete Koranauslegung ersetzt hat? All diese Figuren haben zwar teilweise mein Mitgefühl, doch schafft es der Regisseur nicht, bei mir Verständnis für ihre Taten zu wecken. Dazu kommt, dass die Charaktere von einer Misere in die nächste stolpern, jeder Mensch, den sie treffen, will ihnen nur Böses. Kein Element, keine Figur im Film verschafft uns als Zuschauer Erleichterung. Das ist unendlich deprimierend, anstrengend und an einigen Stellen schlichtweg unglaubwürdig. Es scheint, als wäre die Abwärtsspirale das alleinige strukturelle Element des Filmemachers gewesen. 

Ein paar interessante Fragen kann der Film dann aber doch formulieren, z.B. nach dem wahren Moslem. So kommen die drei Freunde darüber ins Gespräch, warum Malik und Allal dem nun radikalen Soufiane nicht mehr „muslimisch genug“ seien. Auch das Thema Männlichkeit findet Erwähnung, als Malik Dounia erklärt, dass Frauen einfach nur Frauen sein könnten, während es ihm und seinen Geschlechtsgenossen obliege, sich zu „echten“ Männern zu entwickeln. Doch diese interessanten thematischen Ansätze werden von der Handlung leider zur Gunsten der Darstellung des moralischen und gesellschaftlichen Abstiegs der Figuren vernachlässigt. 

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