Samstag, 11. Februar 2012

Don - The King is Back


© Rapid Eye Movies/ Regie: Farhan Akhtar
Ich bin überrascht: Shahrukh Khan mit langen Haaren und drei Tage Bart passt erstaunlich gut in die Rolle des skrupellosen Gangsters. Ab und an vergesse ich tatsächlich, dass er normaler Weise als schmalzgelockter Frauenheld durch die Bollywoodfilme tänzelt. Die Selbstironie, mit der er seine Figur verkörpert – bzw. die Ironie, die ich zu erkennen glaube – macht die Figur trotz ihrer unerhörten Arroganz und Skrupellosigkeit irgendwie sympathisch. 

Zu Beginn erinnert die Farbgebung an CSI Miami, wenn Don auf seinem Motorboot über einen thailändischen Fluss pflügt. Später jedoch bekommt der Film immer mehr eine Ästhetik, die an Mission Impossible oder Matrix erinnert. Obwohl es sich bei Don um einen Gangster handelt, wird er wie ein Held inszeniert. Die Musik feiert ihn, statt ihn als Gefahr darzustellen. Letztendlich ist Don – The King is Back ein Heistmovie, dass sich eindeutig durch den ersten Mission Impossible hat inspirieren lassen. Darüber hinaus ist die Show Down Szene in der Deutschen Zentralbank – eine epische Schießerei zwischen Gangstern und Polizisten – für mich eine Hommage an Matrix. Das Foyer, in dem die Action abläuft, verfügt über eine ähnliche Architektur, wie die Sicherheitskontrolle, die Neo und Trinity mit ihrem privaten Waffenarsenal zerlegen. Doch Don 2 nimmt sich auch in diesen Anspielungen nie vollkommen ernst, so dass wir uns nicht über die Kopie empören, sondern eher die gelungene Persiflage belächeln. Ab und an gleitet der Film dann aber für meinen Geschmack doch zu weit in den Trash ab, beispielsweise wenn sich Don hinter einer Gesichtsmaske versteckt, die sogar seine Nase verkleinert. 

Bollywood hingegen scheint nur an wenigen Stellen und insbesondere am Anfang des Films durch. Es wird wenig getanzt, die Musik gleitet jedoch das ein oder andere Mal in den indischen Kulturraum ab. Das ist absolut in Ordnung und sogar wünschenswert, weil es den Film trotz europäischen Settings wieder als indisches Werk ausweist. So fehlen natürlich auch nicht melodramatische Sequenzen, bei der sich der deutsche Kinozuschauer die flache an Hand an die Stirn knallt, während Inderinnen sich vor Rührung in ihrem Sari verstecken. 

Die Stadt Berlin wird als Setting optimal genutzt und gut in Szene gesetzt. Bei der Inszenierung der Verfolgungsjagden wurde peinlich genau darauf geachtet, immer ausreichend Sehenswürdigkeiten im Bild zu haben, um den Standort nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Sogar die Free Fall Installation auf dem Park Inn Hotel wird genutzt. Weniger gut in Szene gesetzt ist die deutsche Schauspiellandschaft. Von einigen Ausnahmen abgesehen, z.B. Florian Lukas, legen gerade die deutschen Kleindarsteller einen derartigen Mangel an Schauspieltalent an den Tag, dass das Publikum immer wieder zu kichern begann. Sicher, Don 2 will kein ernstzunehmender Film sein. Doch ist es bedauerlich, wenn die gut choreografierten und geschnittenen Actionsequenzen dadurch an Reiz verlieren, dass ein einziger stümperhaft gesprochener Satz sie ins Lächerliche zieht. Merkwürdig ist auch die Auswahl des Casts: Obwohl der Film in Berlin spielt, hören wir nur ein einziges Mal etwas, das als Berliner Dialekt zu interpretieren wäre. Alle anderen Schauspieler hören sich eher so an, als habe man sie aus der deutschsprachigen Schweiz oder Österreich importiert. 

Die Figur des Don konfrontiert uns mit der Frage, warum wir ein derart arrogantes Arschloch eigentlich sympathisch finden. Immer wieder ertappen wir uns dabei, dass wir ihm für seinen großen Coup die Daumen drücken. Gegen Ende jedoch schwand meine Unterstützung für die Hauptfigur. Don verliert seine klare Linie: In einem Moment ist er extrem gefühlskalt und opfert Menschenleben ohne mit der Wimper zu zucken, im nächsten Augenblick wird er zum verliebten Gutmenschen. In dem Moment, wo wir ihn nicht mehr fassen können, verlieren wir auch ein stückweit das Interesse für seine Mission und die Spannung des insgesamt sehr langen Films bekommt einen deutlichen Hänger. 

Insgesamt ist Don – The King is Back ein überraschend spannender Film, bei dem wir nie genau wissen, ob die Komik gewollt oder doch unfreiwillig ist. Das ist letzten Endes aber fast egal, denn unterhaltsam ist das Gebotene in jedem Fall. Shahrukh Khan wird für mich auch nie zu den großen Actionstars aufschließen können, denn leider muss er seinen verwegenen Langhaarschnitt sehr schnell wieder gegen den Schmalzlockenlook tauschen und kann sich daher in meinen Augen nicht anhaltend als ernstzunehmender Bösewicht etablieren. 



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