Sonntag, 12. Februar 2012

Man On Ground


© Berlinale/ Regie: Akin Omotoso
Eigentlich schätze ich eine klassische Dramaturgie mit Anfang, Mitte und Ende sowie einer chronologischen Abfolge der Ereignisse. Doch aus irgendeinem Grund fallen mir genau diese Dinge bei Man On Ground negativ auf. Irgendwie will hier die Form nicht so recht zum Inhalt passen. 

Die kleinen Erinnerungsfragmente stören die chronologische Geschichte kaum, die von dem Nigerianer Ade (Hakeem Kae-Kazim) erzählt, der auf einer Reise nach Südafrika seinen Bruder Femi (Fabian Adeoye Lojede) wiedersehen will. Die beiden Brüder haben sich seit Jahren nicht gesehen und schnell wird klar, dass zwischen ihnen mehr steht als nur eine geographische Distanz. Daher zögert Ade auch nicht abzureisen, als Femi zu dem vereinbarten Treffen nicht erscheint. Doch plötzlich steht Femis Verlobte bei ihm vor der Tür und berichtet, dass dieser seit einer Woche verschwunden sei. Ade willigt ein, ihr bei der Suche zu helfen und begibt sich in den Slum, in dem Femi zuletzt gearbeitet hat. Doch dort bricht gerade ein Aufstand aus, der sich insbesondere gegen in Südafrika lebende Flüchtlinge richtet. Viel zu spät wird Ade klar, dass er nicht nur ein unbeteiligter Zuschauer ist. 

Einiges an diesem Film hat mich irritiert. Zum Beispiel der Score, der zunächst traditionelle Klänge mit modernen Bässen abwechselt, sich letztendlich aber für die Bässe entscheidet, was für meinen Geschmack ebenso wenig zu der Geschichte passt wie die Dramaturgie. Vielmehr wirkt die Musik wie etwas, was dem Film künstlich übergestülpt wurde, um einer bestimmten Idee von Film gerecht zu werden, die aber mit diesem konkreten Werk gar nichts zu tun hat. Und so wird der Score nicht zum elementaren Bestandteil des filmischen Erlebnisses, sondern verbleibt ein separates Element, das zum Selbstzweck verkommt. Ebenso verhält es sich zum Teil mit den Bildkompositionen. Regisseur Akin Omotoso weiß, wie er interessante Bilder erschafft, doch gelingt es ihm nicht immer, diesen im Rahmen seiner Geschichte auch eine Bedeutung zu verleihen. Motivisch zieht sich beispielsweise die Betonung des Feuers durch den gesamten Film. Bilder von Streichhölzern und Zigaretten sind mit einem verstärkten Sound unterlegt, der uns mit dem Holzhammer verdeutlich: Achtung, diese Elemente sind von Bedeutung! 

Des Weiteren bleiben mir die Schlüsselhandlungen der Figuren rätselhaft, ihre Motivation unklar, was dazu führt, dass mich die Geschichte nie vollkommen in ihren Bann zu ziehen vermag. Der Abspann ringt mir mit seinen dokumentarischen Bildern der echten Aufstände in Südafrika noch ein wenig Wehmut und humanistisches Interesse ab, doch das hat weniger mit dem Film als mit der emotionalen Musikuntermalung der Credits zu tun. 

Akin Omotoso ist dafür zu loben, dass er sich Mühe gibt, ein Thema von großer Brisanz auf die Leinwand zu bringen. Leider gelingt es ihm nicht, die Situation der Flüchtlinge in Südafrika für uns authentisch erlebbar zu machen und ein Gefühl von Verantwortung für diesen Konflikt zu wecken. Mein Eindruck ist, dass der Filmemacher hier zu viel gewollt und in seiner ästhetischen Arbeit den Blick für das Wesentliche verloren hat: sein Thema. 



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