Donnerstag, 16. Februar 2012

En kongelig affære


© Jiri Hanz/ Regie: Nicolaj Arcel
Manch einer findet Entspannung in Steven Soderberghs Haywire und andere in En kongelig affære. Ich gehöre zur letzteren Gruppe. Mein Mädchenherz schlägt höher und ist angetan von so viel schönem Kostüm und königlicher Romantik. Es hätte mir nicht weh getan, diesen Wettbewerbsfilm aus Dänemark zu verpassen, aber es war definitiv eine schöne Ablenkung vom „Problemkino“.

Der Film von Nikolaj Aƒrcel erzählt die Geschichte der dänische Königin Caroline Mathilde (Alicia Vikander), die eine Affäre mit dem Leibarzt des Königs (Mads Mikkelsen) beginnt. Dabei ist weniger sein Äußeres ausschlaggebend, als vielmehr sein intellektuelles Potential. Denn wie Caroline ist er ein Freigeist, der Voltaire und Rosseau liest und große Pläne für die zukünftige Gesellschaftsordnung hat. Da der König selbst weder über Führungsqualitäten noch Ideenreichtum verfügt, lässt er sich von seinem Arzt und Vertrauten schnell beeinflussen. Gemeinsam mit einer Hand voll anderen Verfechtern der Aufklärung erlässt er zahlreiche neue Gesetze, die Dänemarks Politik einschneidend verändern. Natürlich bleiben dadurch aber auch mächtige Leute auf der Strecke, die nicht tatenlos zusehen wollen, wie ihnen die Privilegien entzogen werden.

Im Gegensatz zum Eröffnungsfilm Les adieux à la reine hat mich die Ausstattung von En kongelig affære überzeugend mit in die Stimmung des 18. Jahrhunderts hinein genommen. Auch die Schauspieler – allen voran Mikkel Boe Følsgaard als durchgeknallter König – tragen dazu bei, dass mich die Geschichte von Liebe und Macht fesselt, obwohl hier im Grunde keine besonders originelle Story erzählt wird. Verbotene Liebe, ein unfähiger König und die Intrigen einer bösen Stiefmutter haben wir schon oft und vielleicht auch besser gesehen. Dennoch liefert Nicolaj Arcel ein gelungenes Rundumpaket, dass solide Kinounterhaltung bietet. 

Die Liebesgeschichte zwischen Carloine und und dem Arzt Johan Struensee ist weder zu nüchtern, noch zu dramatisch oder kitschig, so dass ich mich guten Gewissens auf die emotionalen Irrungen und Wirrungen einlassen kann. Die Musik unterstützt meinen zarten Anflug von Gefühlsduselei, ohne mich in tiefe und unfreiwillige Verzweiflung über das Schicksal der Protagonisten zu stürzen. Gute 80% Prozent des Films bin ich wirklich von der Story aufgesogen und vergesse kurzzeitig sogar, mir Notizen zu machen. 

Ich persönlich finde es ein wenig schade, dass die Rahmenhandlung den Schluss schon vorwegnimmt und mir keine Hoffnung auf ein Happy End bleibt. Meiner Meinung nach hätte der Film durch den Verzicht dieses dramaturgischen Griffes ordentlich an Spannung gewinnen können.  En kongelig affære bleibt aber ein sehenswertes, wenn auch nicht unverzichtbares Kostümdrama. Ich bin mir nicht sicher, ob der Film für die heutige Zeit eine Relevanz hat, was meiner Meinung nach ein echtes Kriterium in Bezug auf diesen Wettbewerb ist. Filmisch jedoch hat Regisseur Nicolaj Arcel nicht viel falsch gemacht.  



2 Kommentare:

  1. Ich bin sehr gespannt auf den Film und freue mich auf den offiziellen Kinostart.
    Aber ein Happy End erhoffen? Das wird wohl keiner, der sich ein bisschen mit der dänischen Historie beschäftigt hat.
    Die Spannung entsteht eher durch die neue Sichtweise dieser Dreiecksgeschichte und die Rehabilitierung von Caroline Mathilde und Struensee.

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  2. Vollkommen richtig: Wer mit der dänischen Geschichte vertraut ist, weiß, dass er auf das Happy End vergeblich wartet. Aber wie Romeo und Julia ausgeht wissen wir auch alle und dennoch fiebern wir jedes Mal von neuem mit. Also ich zumindest.
    In gewisser Weise wird ja der Ausgang der Dreiecksgeschichte ebenfalls vorweg genommen. Berichte mal, wie Dir der Film gefallen hat!

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