Freitag, 17. Februar 2012

Rebelle

© Rebelle - le film/ Regie: Kim Nguyen
Es gibt wenig Filme, die mich wirklich sauer machen. Rebelle gehört dazu. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr ärgere mich. Dabei kann ich wirklich nicht behaupten, dass Regisseur Kim Nguyen hier einen schlechten Job gemacht hat. Die Storyline stimmt, die Schauspieler sind gut und die Kameraführung befriedigt problemlos unsere Sehgewohnheiten. Aber wenn man schon ein so brenzliges Thema wie Kindersoldaten in Afrika angeht, dann sollte man meiner Meinung nach ein bisschen weniger Weichspüler benutzen.

Komona (Rachel Mwanza) wird als Zwölfjährige von Rebellen gezwungen, ihre eigenen Eltern zu erschießen.  Sie muss sich der Widerstandsgruppe an anschließen und lernen, mit dem Gewehr umzugehen. Da sie Visionen von Geistern hat, die sie vor der Präsenz der Regierungstruppen warnen, steigt sie als Hexe im Ansehen ihres Anführers. Doch ein junger Magier (Serge Kanyinda) kann sie davon überzeugen, dass sie sich in falscher Sicherheit wähnt. Gemeinsam entfliehen sie der Truppe und versuchen sich als Paar ein neues Leben aufzubauen. Als es gerade so scheint, als würde sich Rebelle in einen Liebesfilm wandeln, treten die Kämpfer erneut auf den Plan, um sich ihre Hexe zurückzuholen.

Der magische Touch der Geschichte gefällt mir, weil der Glaube an Geister und Zauberei eben Teil vieler afrikanischen Kulturen ist. Somit finde ich es angemessen, dies auch in diesen Film zu integrieren, der aus der Sicht von Komona erzählt wird und deren Welt selbstverständlich durch diese besondere Spiritualität geprägt ist. Doch Rebelle ist kein reines Märchen, sondern zeigt auch fast lehrbuchpsychologisch die posttraumatische Belastungsstörung, die Komona auf Grund ihrer schrecklichen Erfahrungen entwickelt.

Letztendlich macht es sich Kim Nguyen aber ein bisschen zu einfach mit seiner Geschichte. Zunächst gefiel es mir noch, dass er zwar recht schonungslos die Ereignisse darstellt, aber auf explizite Gewaltdarstellungen und die Befriedigung unseres Elendsvoyeurismus verzichtet. In Kombination mit dem Happy End jedoch führt das zu einer regelrechten Verharmlosung des Themas. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Kind, das derartiges erlebt hat, mit dem Beisetzen ihrer Eltern ihr Trauma einfach mal eben so überwinden kann. Der Grat zwischen der unangemessenen Zurschaustellung von Gewalt und Leid und dem Weichkochen einer harten Realität ist sehr schmal und Nguyen ist definitiv auf der zweiten Seite hinuntergefallen. Etwas Schockierender hätte die Darstellung dieses Themas schon sein müssen, um zumindest beim Verlassen des Kinos ein ungutes Gefühl ob der Ungerechtigkeit der Welt zu erzeugen. In meinen Augen gibt es kaum etwas Schrecklicheres als kleine Kinder so zu manipulieren, dass sie zu zombieartigen Kampfmaschinen werden. Rebelle vermittelt jedoch den Eindruck, dass es sich bei Komonas Kindheit im Grunde nur um eine unangenehme Episode handelt, die sie durch Geisterbeschwörung hinter sich lassen kann. Das kann ich einfach nicht hinnehmen!


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2 Kommentare:

  1. Na ja, das ist eben Deine Perspektive.
    Für andere war er vielleicht schockierend genug. Und ob sie durch das Beisetzen Ihrer Eltern Ihr Trauma überwunden hat, das geht doch da nicht wirklich draus hervor, dass denkst DU als Zuschauer eben. Ein anderer Zuschauer denkt etwas ganz anderes. Somit hat jeder SEINE Wahrnehmung und Sichtweise :) Ich z.B. hatte schon zu tun nach dem Film Durchzuatmen. Für mich war er schockierend genug und hätte nicht heftiger sein müssen. Alles Gute*

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  2. Unter einem Happy Hand verstehen die meisten Menschen doch etwas anderes

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