Montag, 20. Februar 2012

Die Post-Berlinale-Depression



Bei der Post-Berlinale-Depression handelt es sich um ein Krankheitsbild, das in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erstmalig beobachtet wurde. In den letzten Jahrzehnten jedoch ist die Anzahl der Erkrankungen stetig gestiegen. Aus bislang nicht näher erforschten Gründen beobachten Ärzte jedes Jahr Ende Februar ein gehäuftes Auftreten dieses Störungsbildes. Rein äußerlich ist die Post-Berlinale-Depression durch Übermüdungserscheinungen und dunkle Augenringe gut zu erkennen. Die betroffenen Personen haben darüber hinaus manchmal Schwierigkeiten sich zu artikulieren und/oder an Gesprächen des Alltags teilzunehmen. In einigen Fällen führt die Krankheit zu einem sogenannten „Zitatzwang“, d.h. dass sich die Erkrankten bei jedwedem Gesprächsthema auf Filme beziehen, die sie in der jüngeren Vergangenheit gesehen haben. 

In besonders schweren Fällen können Dissoziationserlebnisse auftreten, bei denen die Betroffenen Schwierigkeiten haben, ihr reales Leben von einer Filmhandlung zu unterscheiden. Es werden im Allgemeinen drei verschieden Formen dieser sogenannten BioPic-Psychose unterschieden, d.h.  das Bemühen, das eigene Leben so inszenieren, dass es als Vorlage für eine filmische Biographie dienen kann. Die RomCom-Psychose beispielsweise zeichnet sich durch spontane Liebeserklärungen an unbekannte Leute sowie die Erwartungshaltung aus, für augenscheinlich peinliches Verhalten Applaus zu bekommen. Kriminal-Psychotiker hingegen provozieren Konfrontationen mit Gesetz und Polizei, schließen sich zuweilen gar kriminellen Organisationen an. In der Fachliteratur ist überdies von Fällen die Rede, in denen sich die Teilnehmer von Kriminal-Psychose-Therapiegruppen für Überfälle auf Casinos zusammengeschlossen haben. Dies ist übrigens auch der Grund dafür, dass bei diesem konkreten Störungsbild von Gruppentherapien abgeraten wird. Die dritte Form der BioPic-Psychose ist das Arthaus-Phänomen. In diese Kategorie fallen Patienten, deren gesamtes Lebenstempo sich plötzlich verlangsamt. Früher ging man in diesen Fällen von einer depressiv bedingten Antriebslosigkeit aus. Im Fall des Arthaus-Phänomens jedoch ersetzen die Betroffenen ganze Handlungsabläufe durch Monologe. Es kommt häufig zu Unterernährung, da die Patienten über das Essen lieber reden, als es zu sich zu nehmen. Das soziale Umfeld beschreibt Fälle des Arthaus-Phänomens je nach Bildungsschicht als „kryptisch“, „meta“ oder „unverständlich“. 

Wie wir heute wissen, wird die Post-Berlinale-Depression durch eine Art Trauma verursacht. Das plötzliche Absetzen des Suchtmittels Film ohne angemessene Substitution führt zu schweren Entzugserscheinungen, wie beispielsweise depressiven Symptomen (Lustlosigkeit, Gefühle innerer Leere, Apptetit- und Schlaflosigkeit, etc.).  In klinischen Tests wird zurzeit die Wirksamkeit von Ersatzdrogen wie TV-Serien und Reality-TV erforscht. Genauere Ergebnisse liegen noch nicht vor. Man geht aber davon aus, dass ein langsames Herabsetzen der cineastischen Dosis den Ausbruch der Post-Berlinale-Depression verhindern kann. Empfohlen werden zunächst vier DVDs pro Tag, bei einer schrittweisen Reduzierung in wöchentlichen Etappen.

Sollten Sie die benannten Symptome an sich erkannt haben, bewahren sie Ruhe. Die Berlinale-Depression ist heilbar. Aber Vorsicht: Die Rückfallquote liegt im Zeitraum eines Jahres bei etwa 100%!

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