Samstag, 11. Februar 2012

Iron Sky


© Berlinale/ Regie: Timo Vuorensola
Eigentlich hatte ich überhaupt keinen Bock auf Iron Sky. Mit Trash kann ich nämlich nichts anfangen… dachte ich zumindest. Und wie sonst sollte man einen low-budget Film beschreiben, in dem eine Nazikolonie auf dem Mond die Vernichtung der Erde plant? 

Letztendlich bin ich erschrocken, dass mir Iron Sky so gut gefallen hat. Vielleicht liegt es an meinem Faible für politisch unkorrekte Witze, schonungsloser Derbheit und bittere Kritik der großen politischen Akteure. Der Film von Timo Vuorensola nimmt einfach kein Blatt vor den Mund. Großartig!

Also noch mal von vorne: Im Rahmen des Wahlkampfs für eine amerikanische Präsidentin mit eklatanter Ähnlichkeit zu Sarah Palin landen zwei amerikanischen Soldaten auf dem Mond, wo sie eine Kolonie von Nazis entdecken, die sich nach dem zweiten Weltkrieg dorthin abgesetzt hat. Seitdem tüfteln sie an ihrer Geheimwaffe, der „Götterdämmerung“. Mit Hilfe der von den Astronauten mitgebrachten Technologie kann diese endlich fertig gestellt und die Vernichtung der Erde in Angriff genommen werden. 

Ja, das sieht genauso trashig aus wie es klingt. Und nur so kann dieses Konzept auch aufgehen. Die Technik, mit der hier die Science Fiction Welten kreiert werden, ist ungefähr so rudimentär wie die Ausstattung der Nazis in ihrer hakenkreuzförmigen Raumstation. Da aber die Story an sich mindestens genauso haarsträubend ist wie die Effekte, ergibt der Film am Ende ein funktionierendes Ganzes. Herrlich ist auch die Konsequenz, mit der die Nazis und ihre Lebensweise dargestellt werden. Das Set-Design erinnert ein wenig an Obersalzberg aus dem TV-Comedy Format Switch. Auch die Ausdrucksweise der Deutschen ist entsprechend antiquiert: Statt „Achtung!“ verwendet man hier das Wort „Aufgemerkt!“ 

Im Grunde geht es aber weniger um die Deutschen als um die Amerikaner. Auch da ist Timo Vuorensola schonungslos. So freut sich der Sarah Palin Verschnitt über den anstehenden Weltkrieg, weil Präsidenten aus Kriegsepochen mit hoher Wahrscheinlichkeit wiedergewählt werden. Und dies ist nur eine der vielen Anspielungen auf das Regime von George W. Bush. Gut, das ist ein wenig her, aber Iron Sky hatte in der Entwicklung eben mit ein paar Hindernissen zu kämpfen. Da wir uns alle noch ganz gut an den War on Terror erinnern, ist diese fehlende Aktualität hier zu verzeihen. Problematisch finde ich dann aber doch, dass die Space-Nazis auf der Erde zu Wahlkampfhelfern werden. Ich bin mir dann nicht so sicher, ob es da nicht ein paar rhetorische Unterschiede zwischen den Republikanern und den Nationalsozialisten gibt. Ich glaube, worauf Iron Sky aber hinaus will, ist die Position, die eigene Vorstellung von Moral als Optimum anzunehmen und ihre (gewaltsame) Verbreitung als Dienst an der Menschheit zu interpretieren. 

Iron Sky lässt von der ersten Sekunde keinen Zweifel daran aufkommen, dass er sich selbst nicht ernst nimmt. Dennoch ist das Winken mit dem Zaunpfahl wohl für niemanden zu übersehen. Ich glaube, in der Kombination von gelungener Unterhaltung und satirischem Ernst steckt ein großes Kultpotential. Mein Votum: Ansehen!



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