Samstag, 11. Februar 2012

Dictado


© Berlinale/ Regie: Antonio Chavarrías
Schon meine Oma sagte: Wer viel erwartet, wird enttäuscht. Das fasst mein Erlebnis mit dem Wettbewerbsfilm Dictado ziemlich gut zusammen. Der Trailer hatte mich neugierig gemacht: Ein Mann nimmt die Tochter eines verstorbenen Freundes bei sich auf. Doch das kleine Mädchen scheint über ein dunkles Geheimnis ihres Vaters im Bilde zu sein, dass diesen an den Rand des Wahnsinns zu treiben droht.

Kinder als Träger des Grusels in Horrorfilmen sind keine neue Erfindung. Auch dass die kleinen Menschen ihre Wirkung besonders in Badezimmern entfalten, haben wir schon einmal gesehen. Von dieser Warte aus gesehen, kann Dictado nichts Neues bieten. Leider auch von keiner anderen. Daniel (Juan Diego Botto) ist von Anfang an skeptisch, die kleine Julia (Mágica Pérez) bei sich und seiner Lebensgefährtin Laura (Bárbara Lennie) aufzunehmen. Die Tochter seines verstorbenen Freundes weckt unangenehme Erinnerungen an ein traumatisches Kindheitserlebnis, das er bis zum heutigen Tage nicht verarbeitet hat. Lange lässt uns der Film im Unklaren darüber, ob es sich bei Julia wahrhaftig um einen Geist der Vergangenheit handelt oder Daniel Opfer einer Psychose wird. 

Bedauerlicher Weise macht der Film das nicht besonders gut. Die Dramaturgie schafft es nicht, uns bei der Stange zu halten, wirft uns zu wenig Bröckchen hin, die uns in die eine oder andere Richtung schubsen könnten. Die Spannung und Gänsehautstimmung, die an einigen Stellen aufkommt, versandet ebenso schnell wie sie gekommen ist. Auch die Entwicklung der Charaktere gelingt Regisseur Antonio Chavarrías nur mangelhaft. Weder Lauras Ablehnung ihres Ehemannes zu Gunsten des fast unbekannten Mädchens, noch Daniels sich stetig steigernder Zustand der Verwirrung werden für uns wirklich nachvollziehbar. Und so ist auch das Ende weniger dramatisch als komplett enttäuschend. Viel zu früh setzt uns der Film ins Bild über Julias wahre Geschichte bzw. viel zu lang ist der Nachgang dieser Enthüllung. Trotzdem ist der Schluss unpassend plötzlich und somit unbefriedigend.

Ich kann an Dictado leider kein gutes Haar lassen. Der Film hat nichts zu bieten, was wir nicht schon irgendwo einmal gesehen hätten und kann seine geklauten Inspirationen nicht einmal zu einem funktionierenden Ganzen zusammensetzen. Schade. 



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