Mittwoch, 15. Februar 2012

Kebun binatang

© Sony Seniawan/ Regie: Edwin
Manch ein Kind möchte nach dem Zoobesuch gar nicht mehr nach Hause, doch in der Regel nehmen Eltern darauf keine Rücksicht. Wieso Lana (Ladya Cheryl) als kleines Mädchen eines Tages im Zoo auftaucht und einfach dortbleibt, erfahren wir nicht. Sie freundet sich mit anderen Bewohnern des Tiergartens an, die sich in Zelten und anderen improvisierten Behausungen dauerhaft niedergelassen haben. Es sind keine Schmarotzer, sondern die menschliche Zoobevölkerung hilft fleißig mit. Auch Lana bringt sich ein, gibt Führungen und weiß interessante Geschichten über ihre Lieblingstiere zu erzählen. Eines Tages taucht ein magischer Cowboy auf (Nicholas Saputra) und führt Lana aus dem Zoo hinaus in die Realität.

Kebun binatang ist ein Märchen. Nicht nur der Zoo wird durch die kindlichen Augen von Lana märchenhaft inszeniert, auch die Magie des Cowboys fügt sich in dieses Genre. Doch außerhalb der Zoomauern ist das Leben nicht mehr so „traumhaft“, insbesondere nachdem sich Lanas Cowboy versehentlich (?) selbst wegzaubert und sie darauf angewiesen ist, auf anderen Wegen ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Doch die Magie geht der Geschichte nie vollkommen verloren.

Die eingeblendeten Zwischentitel führen uns den metaphorischen Charakter unseres kleinen Märchens vor Augen. Lana wird mit den Tieren im Zoo verglichen. Nach ihrer Kindheit im Zoo wird sie in die Realität ausgewildert, bleibt jedoch stets ein Objekt. Zunächst ärgerte es mich, dass sie ihrem Cowboy fast hörig unterlegen ist. Doch im späteren Verlauf der Geschichte wurde mir klar, dass es sich hierbei um eine Kritik und nicht um ein frauenfeindliches Statement handelt. Um Geld zu verdienen wird Lana schließlich zum ultimativen Objekt: In einem Edelbordell beginnt sie, als Prostituierte zu arbeiten. Im Grunde ist sie jetzt auch ein Tier im Zoo, eine Attraktion in einem Vergnügungspark für Erwachsene. So zumindest lautet meine Interpretation dieser Geschichte.

Insbesondere der Teil der Geschichte, der im Zoo spielt, hat mir sehr gut gefallen. Die Magie dieses Ortes wird von der Kamera eingefangen und durch die Musikuntermalung passend unterstützt. Auch gefallen mir die Aufnahmen der Tiere. Insbesondere Lanas Lieblingstier, die Giraffe, wird beeindruckend in Szene gesetzt. Kebun binatang kommt weitgehend ohne Dialog aus und lebt von seiner Bildkraft. Edwin erzählt seinen Film mit sehr viel Ruhe und verzichtet zu Gunsten seiner märchenhaften Stimmung auf Dramatisierungen. Für mich geht dieses Konzept auf.

Was ist der Unterschied zwischen verschwinden und verlassen? Wenn jemand verschwindet, musst Du ihn suchen gehen, wenn er Dich verlässt, kommt er vielleicht von alleine zurück. Das lernt Lana zu Beginn von einem ihrer Zoomitbewohner. Nach dem Verschwinden ihres Cowboys – oder vielleicht Prinzen – verbringt Lana nicht viel Zeit mit der Suche nach ihm, sondern nimmt ihr Leben selbst in die Hand, auch wenn sie dabei erst mal den falschen Weg einschlägt. Am Ende aber fasst sie den Mut, sich endlich nach ihrem Glück auszustrecken. Nein, Kebun pinatang ist wirklich kein anti-emanzipatorischer Film, sondern wohl eher das Gegenteil. Und das gefällt mir wirklich gut!


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Pressespiegel auf film-zeit.de

                                    

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