Montag, 13. Februar 2012

Young Adult


© 2011 Paramount Pictures/Mercury Productions/ Regie: Jason Reitman
Das Screening von Young Adult war ein bisschen wie ein Blick in den Spiegel. Nein, ich bin nicht 37. Nein, ich schreibe keine Jugendbücher. Nein, ich habe kein Alkoholproblem und Hunde kann ich auch nicht besonders gut leiden. Aber ich bekomme auch gelegentlich Emails mit niedlichen Babyfotos und entwickele daraufhin völlig unangebrachte Aggressionen.

Die Reaktion von Mavis (Charlize Theron) auf eine dieser Emails ist die spontane Eingebung, ihren Highschool-Schwarm Buddy (Patrick Wilson) zurückzuerobern, der ihrer Meinung nach für sie bestimmt ist. Sie ist davon überzeugt, dass er in seiner bürgerlichen Existenz gar nicht glücklich sein kann und sieht sich selbst als seine Retterin aus dem langweiligen Kleinstadtleben. Also fährt sie zurück in die Heimat und setzt alles daran, Buddy für sich zu gewinnen.

Young Adult generiert seine Komik aus seiner Realitätsnähe. Vieles ist natürlich übertrieben, hat aber stets einen wahren Kern. Im späteren Verlauf des Films bleibt uns das Lachen mehr und mehr im Halse stecken, weil wir Mavis‘ Verzweiflung erkennen. Je deutlicher ihre Schwachstellen zu Tage treten, desto mehr Mitgefühl empfinden wir für sie. Und schließlich ist ihr Verhalten nicht mehr zum Lachen, sondern eher zum Heulen.

Die Personen, die Mavis in ihrer Heimatstadt trifft sind natürlich Typen. Nichtsdestotrotz handelt es sich um Platzhalter für Leute wie wir sie alle kennen. Der Nerd, den niemand beachtet hat. Das Mauerblümchen, das der Klassenschönheit wie ein Dackel hinterherrennt, ohne jemals wahrgenommen zu werden. Vor allem aber natürlich der Schönling, der im Grunde gar nichts zu bieten hat außer seinem Aussehen. Buddy disqualifiziert sich im Grunde schon im ersten Drittel als nicht ernstzunehmendes Gegenüber, doch Mavis kann und will das nicht sehen. Im Grunde geht es nämlich gar nicht um Buddy, sondern darum, dass sie verzweifelt Stabilität in ihrem Leben sucht. Die fixe Idee, ihre Jugendliebe sei für sie bestimmt, ist eine nostalgische Sehnsucht nach einer besseren Zeit, die es so eigentlich nie gegeben hat. 

Dass Mavis trotz ihrer Überzeichnung wie eine reale Person wirkt, liegt daran, dass ihr Verhalten mehr und mehr pathologische Formen annimmt. Es handelt sich bei Young Adult nicht um eine platte Komödie, die das Verhalten einer gescheiterten Prom-Queen aufs Korn nimmt, sondern eher um eine Tragödie über schwer depressive Frau. Im Grunde ist Mavis‘ Verhalten Ausdruck einer Psychose, einer Wahnvorstellung, der sie hilflos ausgeliefert ist. Indem Jason Reitman seiner Hauptfigur so viel Tiefe verleiht, gewinnt auch der gesamte Film an Anspruch. 

Für mich gab es nur einen einzigen Wermutstropfen und das ist das in meinen Augen inkonsequente Ende. Aber da sicher hier keiner wissen will, wie das aussieht, erspare ich mir ausnahmsweise eine genauere Analyse. Stattdessen spreche ich einfach mal die klare und deutliche Empfehlung aus, sich Young Adult alsbald im Kino anzusehen. 




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen